Virtuelle Angriffe nehmen zu: Das Land rüstet gegen Hacker auf

Mainz · Angriff aus dem Internet: Firmen, Ämter und Behörden in Rheinland-Pfalz müssen sich immer häufiger gegen raffinierte Attacken auf ihre Computer-Netzwerke wehren.

Mainz. "Wir registrieren einen deutlichen Anstieg dieser Vorfälle", bestätigt Matthias Bongarth, im Land der oberste Spezialist für Informationstechnologie (IT). Bongarth hat vor allem die öffentliche Verwaltung im Blick. Er warnt: "Die Bedrohung wächst." Inzwischen registrieren seine Computerfachleute die unglaubliche Zahl von 200 000 verdächtigen Ereignissen - pro Tag. Viele davon sind harmlos, aber längst nicht alle.
Der Sinn der massenhaften Attacken: möglichst viel Schaden anzurichten oder sensible Informationen abzugreifen. Nicht auszudenken, wenn es Hackern tatsächlich gelingen sollte, in die Netzwerke von Polizei, Justiz oder Verfassungsschutz einzudringen. Oder am Ende würden sie sich gar in die Fahndungssysteme einklinken. Um der Gefahr zu begegnen, rüstet das Land seine Abwehrsysteme auf.
Wie heiß das Thema ist, zeigen spektakuläre Fälle auf Bundesebene. Anfang Juli landete eine Hacker-Gruppe einen schweren Cyber-Angriff gegen Zoll und Polizei. Sensible Daten gelangten ins Netz, ein Observationsprogramm wurde ausgespäht. Beim Handelskonzern Rewe schafften es Internet-Kriminelle, an Namen, E-Mail-Adressen und Passwörter von Zehntausenden von Kunden heranzukommen. Diese hatten nur Tier- und Fußballbilder gesammelt.
Bundesweit wird an einer Sicherheitsstrategie getüftelt, um Behörden und Unternehmen zu schützen. In Rheinland-Pfalz wurde gerade eine IT-Sicherheits-Task-Force eingerichtet. Rund zehn Spezialisten werten einen relevanten Angriff blitzschnell aus, koordinieren Gegenstrategien und informieren alle Nutzer in den Landesbehörden auf einer internen Plattform. Das ausgeklügelte Sicherheitssystem hat dazu geführt, dass das Rechnungszentrum des Landes erneut nach internationalen Standards sicherheitszertifiziert (ISO 27001) wurde - einmalig in Deutschland. Innenstaatssekretärin Heike Raab (SPD), IT-Beauftragte der Landesregierung, spricht von "Sicherheit auf höchstem Niveau". Dennoch wissen die IT-Fachleute, dass sie sich nicht ausruhen können.

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