Vogelgrippe breitet sich aus – Bislang kein Fall in Rheinland-Pfalz – Kritik an Stallpflicht

Trier · Experten sind sich sicher: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Rheinland-Pfalz der erste Fall von Vogelgrippe auftritt. Hobby-Geflügelzüchter kritisieren allerdings, dass es dann eine Stallpflicht für Geflügel geben soll.

 Wegen der Geflügelpest wird die weitere Tötung von mehreren Tausend Gänsen vorbereitet. Foto: Carsten Rehder/Archiv

Wegen der Geflügelpest wird die weitere Tötung von mehreren Tausend Gänsen vorbereitet. Foto: Carsten Rehder/Archiv

Die gute Nachricht vorab: Die derzeit grassierende Vogelgrippe, die das offizielle Kürzel H5N8 trägt, ist für den Menschen ungefährlich. Eine Infektion mit dem Erreger sei sehr schwer, sagt Waltraud Fesser, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer sich an Hygieneregeln halte (Geflügelfleisch immer bei mindestens 70 Grad garen und kein noch rotes und rohes Fleisch essen), brauche keine Angst zu haben, sich mit dem für Vögel gefährlichen Virus anzustecken. Man könne daher beruhigt deutsches Geflügel kaufen und essen. Der Weihnachtsgans stehe nichts im Wege. Außerdem dürfe Geflügel von betroffenen Betrieben ohnehin nicht in den Handel.

Ein erhöhtes Risiko sieht sie allerdings für Personen, die in einem Zuchtbetrieb arbeiten, in dem die Vogelgrippe ausgebrochen sei. Da bestehe eine erhöhte Infektionsgefahr.

Zu Vorsicht rät Fesser allerdings bei Eiern, die aus der Nähe von Betrieben stammen, in denen der Virus nachgewiesen ist. Diese Eier sollte man, so die Lebensmittelexpertin, nicht roh verzehren, also auch auf Speisen verzichten, in denen rohe Eier verarbeitet werden.

Bislang hat es noch keinen nachgewiesenen Fall von H5N8 in Rheinland-Pfalz gegeben. Allerdings melden immer mehr Bundesländer Betriebe, in denen Vogelgrippe aufgetreten ist . Elf Bundesländer sind bereits betroffen, darunter auch die rheinland-pfälzischen Nachbarländer Hessen und Baden-Württemberg. Dort gilt eine Stallpflicht für Geflügel.

Für Experten ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch hierzulande den ersten Fall geben wird. Die Bedingungen hier unterschieden sich nicht von den Regionen, in denen H5N8 bisher aufgetreten sei, sagt Frieder Zimmermann, Sprecher der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer. "Wahrscheinlich haben wir bislang einfach nur Glück gehabt." Übertragen wird der Virus laut Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, durch Wildvögel.

Züchter in heller Aufregung

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat bereits vor zwei Wochen alle Kreisverwaltungen im Land aufgefordert, eine Stallpflicht für Geflügel in sogenannten Risikogebieten zu prüfen. Zu solchen Gebieten zählen laut Ministerium zum Beispiel Zugvogel-Rastgebiete oder Gebiete mit vielen Wasservögeln und die Umgebung von großen Geflügelbetrieben. Einige Kreisen, darunter Mayen-Koblenz haben laut Ministerium eine Stallpflicht erlassen. In Cochem-Zell gilt diese nur in der Nähe der Mosel. Laut Zimmermann werden in Rheinland-Pfalz in rund 1400 Betrieben etwa 900.000 Legehennen gehalten. Geflügelzucht werde überwiegend auf Vereinsebene betrieben.

Und die Hobbyzüchter sind in heller Aufregung. Droht nämlich eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel, dürfen sie ihre Tiere nicht mehr raus lassen. Helmut Demler, Landesvorsitzender der Rassegeflügezüchter, sieht darin, eine Tierquälerei. Die Tiere seien nicht für eine dauerhafte Unterbringung in Ställen geeignet. Auch seien viele Ställe von Hobbyzüchtern viel zu klein für eine längere Unterbringung. Eine Stallpflicht verhindere nicht die Ausbreitung der Vogelgrippe, ist sich Demler sicher. Er bezweifelt auch, dass der Virus tatsächlich von Wildvögeln verbreitet wird. Seine Vermutung: Er tritt vor allem in Geflügelgroßbetrieben auf und wird dann durch den dort entstandenen Dung, der auf Felder ausgebracht wird, verbreitet. Demler spricht einer übertriebenen Reaktion der Behörden.

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