Vom Militärlazarett zum Kompetenzzentrum

HOPPSTÄDTEN-WEIERSBACH. Ein ungewöhnliches Konversionsprojekt feiert seinen zehnten Geburtstag: 1996 wurde der Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB), ein Ableger der Fachhochschule Trier, auf dem Gelände eines ehemaligen US-Militärlazaretts eröffnet. Rund 2000 Studenten werden derzeit in unterschiedlichen Studiengängen ausgebildet, die eines gemeinsam haben: Sie haben alle mit dem Thema Umwelt zu tun.

Das Geburtstagskind ist erst zehn Jahre alt, aber es hat sich prächtig entwickelt. Ursprünglich war es für 110 Studenten konzipiert. Statt dessen startete man gleich mit 550 Erstsemestlern. Mit um die 2000 Studenten befindet sich die Lehranstalt heute an der Kapazitätsgrenze. Der Begriff "Campus" ist nicht zufällig gewählt. Die Bildungseinrichtung, ein Ableger der FH Trier, ist nach amerikanischem Vorbild konzipiert. Die Studenten leben, lernen und arbeiten in ihrer eigenen kleinen Welt. Wohnheim, Café, Gaststätte und Buchhandlung sind in greifbarer Nähe zu den Hörsälen und Laboren. Sogar ein Kino wurde strategisch günstig in unmittelbarer Nähe gebaut. Auch wenn die jungen Leute am Rand des 580-Einwohner-Orts Neubrücke, einem Ortsteil von Hoppstädten-Weiersbach, mitten im Grünen leben, sind sie nicht abgeschnitten vom Rest der Welt. Der Bahnhof liegt vor der Haustür und bringt Studenten und Hochschullehrer schnell Richtung Mainz oder Saarbrücken. Und auch die Autobahn verläuft ganz in der Nähe. "Wir sind keine Lernmaschine", macht Michael Bottlinger, Vize-Präsident der Fachhochschule Trier und Mitbegründer des Umweltcampus deutlich, vielmehr lege man Wert auf persönliche Kontakte. Die Umwelt ist zentraler Gegenstand der acht Bachelor- und acht Master-Studiengänge in zwei Fachbereichen. Studiengänge wie "Umwelt- und Betriebswirtschaft" sowie "Wirtschafts- und Umweltrecht" belegen dies. Kooperationen mit anderen Ländern sind an der Tagesordnung. Das Institut für angewandtes Stoffstrom-Management (Ifas) unter der Leitung von Prof. Peter Heck arbeitet intensiv mit China zusammen, vor allem mit Fujian, der Partnerprovinz des Landes Rheinland-Pfalz. Derzeit wird dort für eine ganze Region geprüft, wie Energien und Rohstoffe umweltschonend effizienter genutzt werden können.Amerikaner sind nicht ganz verschwunden

Vorhaben wie dieses werden nicht am grünen Tisch realisiert. Unter dem Begriff "Reisende Hochschule" fanden kürzlich Seminare in Brasilien mit Beteiligung hiesiger Studenten statt. Das Thema dort: die Nutzung von Gas-Emissionen auf Mülldeponien. Untersucht wird auch, wie besser auf die Menschen Rücksicht genommen werden kann, die vom Müllsortieren leben. Einen exzellenten Ruf genießt auch Gregor Hoogers, Professor für Wasserstofftechnologie und Brennstoffzellen. In seinem Kompetenzzentrum wurde eine Brennstoffzelle entwickelt, die Handtuch-Automaten in Toiletten betreiben kann. Die Studierenden werden mit dem Thema Umwelt auch in ihrem Alltag konfrontiert. "Als einziger deutscher Hochschulstandort wird der Umwelt-Campus komplett mit erneuerbaren Energien versorgt", betont Bottlinger stolz. Kostengünstig verleiht ein Car-Sharing-Verein mit Pflanzenöl betriebene Autos. Der amerikanische Einfluss auf dem Campus kommt nicht von ungefähr. Gelernt und gelehrt wird an einem Ort, der seit 1953 als amerikanisches Reservelazarett diente. Rund 1000 Menschen hätten hier im Ernstfall versorgt werden müssen. Doch dazu kam es erfreulicherweise nie. Lediglich im ersten Golfkrieg seien vorsichtshalber OP-Säle hergerichtet worden, erinnert sich Manfred Dreier, Verbandsgemeinde-Bürgermeister in Birkenfeld. Die Amerikaner sind nicht komplett vom Campus verschwunden. In der nahe gelegenen Housing leben derzeit noch Soldaten aus Baumholder und Ramstein. Auch die "Primary School", eine Art Grundschule, und ein PX-Laden werden nach wie vor genutzt. Das wird sich möglicherweise nach dem Abzug der Amerikaner aus Baumholder ändern. Die Begegnungen zwischen Soldaten und Studenten seien ohnehin weniger geworden, stellt Bottlinger fest. Zum einen seien viele Soldaten im Irak im Einsatz. Zum anderen habe die Zurückhaltung der Amerikaner auch mit dem 11. September 2001 zu tun. Das zehnjährige Bestehen wird am Freitag, 23. Juni, mit einem Festakt gefeiert. Am Samstag lädt die Einrichtung zum Tag der offenen Tür. Im Rahmen des landesweiten Projekts "Kinder-Uni" öffnet der UCB die Hörsäle auch für Nachwuchsforscher.

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