Von Nordlichtern, Draufgängern und Saubermännern - Fans bei der Deutschland-Rallye

Trier · Trier, die Mosel, das Sauertal, die Eifel - das alles ist am Freitag im Ausnahmezustand gewesen. "Milljunen" Motorsportfans, wie der Trierer zu sagen pflegt, folgten am ersten Tag der ADAC Rallye Deutschland den Boliden.

 Fan-Betreuung. Die teilweise von sehr weit her gekommenden Motorsport-Freunde werden mit Postern und Autogrammkarten versorgt. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Fan-Betreuung. Die teilweise von sehr weit her gekommenden Motorsport-Freunde werden mit Postern und Autogrammkarten versorgt. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Foto: Jürgen C. Braun

Die letzten Tautropfen hängen noch an den Grashalmen, als sich die ersten Menschenmassen am Freitag Richtung Trierweiler und Olk bewegen. Rallyefans sind hart im Nehmen. Da kommt es auch auf einen ausgedehnten Fußmarsch am frühen Morgen nicht an. Peter und seine Freunde vom Motorsportclub Straubing waren bereits am Tag zuvor angereist, übernachten bis Sonntag im Wohnwagen. "Der Start in der Stadt gestern Abend war unheimlich stimmungsvoll. Viel besser als in Köln im letzten Jahr. Hier haben die Leute eine Beziehung zur Rallye, das merkt man."

Wo sie hin wollen, das haben sie sich schon zu Hause ausgesucht. "Die Eifelprüfung passt nicht rein, wenn man noch etwas Anderes sehen will. Schade, das ist etwas ganz Neues, das hätten wir uns gerne angesehen." Eine anständige Brotzeit haben die bayerischen Mädels und Jungs natürlich dabei. Dazu Decken, Regenschutz, Sonnencreme und kleine Treppchen mit drei Stufen, die man ausklappen kann. "Wenn man so lange dabei ist wie wir, ist man auf alles vorbereitet."

Wir kommen bei der ersten Prüfung mit einer Gruppe wild aussehender, aber sich sehr zivilisiert benehmender Besucher zusammen. Pekka ist deren Wortführer. Die finnische Flagge verrät uns, wem sie hier die Daumen drücken.

Die Finnland-Rallye vor zwei Wochen haben sie erlebt, die "Deutschland" machen sie zum ersten Mal mit. Auch sie sind im Wohnwagen unterwegs. Motorsportler sind Volkshelden im Land der 1000 Seen. Nur auf einen sind sie nicht gut zu sprechen. Auf den "Iceman" Kimi Räikkönen, 2007 Formel-1-Weltmeister mit Ferrari, dann bei der Rallye-WM unterwegs, jetzt wieder zurück in der Königsklasse. "Not very popular" - "nicht besonders beliebt" sei er in der Heimat.

Um die Mittagszeit "fallen" die Besucher im Messepark ein. Motorsport-Enthusiasten sind friedliche Menschen, die sich nicht wie mitunter im Fußball hirnlos die Köpfe einhauen. Wikinger mit langen "Norge"-Fahnen für Mikkelsen stehen am Volkswagen-Service, eingekreist von Belgiern in Hyundai-Shirts und Neuville-Aufklebern. Gaston, ein junger Mann aus der Nähe von Ypern, war aufgefallen, "dass überall an der Wertungsprüfung Säcke für Müll stehen und alles unheimlich geregelt ist." So seien die Deutschen eben. Ist das jetzt ein Kompliment, oder werden wir eher auf die Schippe genommen?

Bis die Boliden wieder herausfahren, herrscht Jahrmarktsstimmung im Messepark. Der Mann am Rallyesimulator schreit wie der Vogeljakob auf der Münchener Theresienwiese. Nebenan kann man - lautstark angepriesen - kostenlos das Handy aufladen, junge Damen verteilen Flyer. Ein Durchkommen ist kaum noch möglich. Zwei junge Franzosen unterhalten sich am Bratwurststand, was man heute Abend "à Trèves" noch alles anstellen könne. Die Rede ist zunächst vom guten deutschen Bier. Und von weiteren Dingen, vor denen junge Männer in der Regel auch nicht davonlaufen. Auf die wir aber aus Gründen unserer guten Erziehung und des Jugendschutzes nicht weiter eingehen wollen.... jüb

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