Vor Weihnachten keine Entlassungen am Nürburgring

Mainz · Vor Weihnachten soll noch niemand am kriselnden Nürburgring seinen Job verlieren. Der Zeitpunkt der Kündigungen ist auch nach einem Spitzengespräch unklar. Ebenso offen bleibt die Frage, ob Teilschließungen des Freizeitparks rechtlich möglich sind.

(dpa/lrs) Die privaten Betreiber des Freizeitparks am Nürburgring wollen vor Weihnachten noch keine Mitarbeiter entlassen. Der Mitgesellschafter der Nürburgring Automotive GmbH (NAG), Kai Richter, sagte am Mittwoch in Mainz nach einem Treffen mit Infrastruktur-Staatssekretär Jürgen Häfner (SPD): „Die Gespräche mit dem Betriebsrat verlaufen sehr gut und konstruktiv.“ Die Gewerkschaft Verdi dagegen teilte mit, sie rechne erst im Frühling mit Stellenstreichungen, die zudem einen deutlich geringeren Umfang haben könnten. Der Betriebsrat wollte sich nicht äußern. Auf der Kippe stehen insgesamt bis zu 140 Stellen, knapp 60 Mitarbeiter müssten entlassen werden.

Ring-Geschäftsführer Jörg Lindner betonte, die Atmosphäre des zweistündigen Gesprächs mit Staatssekretär Häfner sei gut gewesen. Es habe der Vorbereitung eines Treffens am 16. Januar mit Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) gedient. Inhaltlich sei Vertraulichkeit vereinbart worden. Das bestätigte auch Ministeriumssprecher Eric Schaefer.

Die Ring-Betreiber wollen rund 140 Stellen streichen und einen Teil des als überdimensioniert geltenden Freizeitparks wegen seiner Besucherflaute nicht nur im Winter schließen. Die rot-grüne Landesregierung hält eine Teilschließung aber rechtlich nicht für machbar. „Der Pachtvertrag sieht eine grundsätzliche Betriebspflicht für die verpachteten Bestandteile vor“, sagte Ministeriumssprecher Joachim Winkler. Ähnlich argumentierte auch Verdi. NAG-Sprecher Karl-Heinz Steinkühler widersprach: „Temporäre Schließungen sind laut Pachtvertrag durchaus genehmigt.“

Vor gut einer Woche hatte er mitgeteilt: „Die nicht rentablen Betriebsteile werden geschlossen.“ Das Motorsportmuseum Ringwerk, die Einkaufs- und Flaniermeile Boulevard, das Event-Center und die Veranstaltungshalle Ringarena würden wohl nicht mehr ständig offen sein. Am Mittwoch betonte Steinkühler: „Wir können noch gar nicht sagen, wie lange einzelne Bestandteile geschlossen werden. Das hängt von künftigen Veranstaltungen und Buchungen ab.“

Jürgen Jung von Verdi sagte in Mainz, der Gewerkschaft lägen bislang nicht genügend Unterlagen vor, um die wirtschaftliche Situation am Ring beurteilen zu können. „Wir glauben, dass eine viel geringere Zahl von Kündigungen ausreichen würde.“ Dafür könnten auch Möglichkeiten wie etwa mehr Teilzeitarbeit oder Verzicht auf Weihnachtsgeld ausgelotet werden. Jung sprach sich jedoch gegen eine künftig nur saisonale Verpflichtung von Personal aus: „Wir wollen nicht Billigmännchen auf Abruf haben.“

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