Vorsitzender der Trierer Ärztekammer will Landeschef werden

Trier · Bis kommenden Montag läuft die Wahl für die neuen Parlamente in den vier Bezirksärztekammern und der Landesärztekammer. Der Trierer Kammervorsitzender Günther Matheis tritt an, um Landeschef der Mediziner zu werden.

 Günther Matheis (rechts) beim Sommerfest der Landesärztekammer im Gespräch mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Im Hintergrund Landesärztechef Frieder Hessenauer.

Günther Matheis (rechts) beim Sommerfest der Landesärztekammer im Gespräch mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Im Hintergrund Landesärztechef Frieder Hessenauer.

Foto: privat

Günther Matheis kann (und will) seine Herkunft nicht verbergen. Immer wieder schleicht sich ein saarländischer Zungenschlag ein, wenn der 57-Jährige redet. Der gebürtige Saarländer ist Arzt, als Toraxchirurg leitet er das Lungenzentrum im Trierer Brüderkrankenhaus.

Matheis ist aber auch Funktionär. Zum einen als Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Marburger Bund, die hauptsächlich die Interessen der an den Kliniken beschäftigten Ärzte vertritt. Und zum anderen seit fünf Jahren Chef der Bezirksärztekammer, in der über 2000 Mediziner in der Region Mitglied sind. Matheis versteht die Kammer nicht nur als Standesvertretung. Für ihn ist sie auch ein Forum für gesellschaftskritische Themen.

So hat er vor vier Jahren - teils auch gegen den Widerstand aus der eigenen Ärzteschaft - eine Vortragsreihe zu den Verstrickungen der Medizin in der Region mit den Nazis gestartet. Dabei wurden weder so brisante Themen wie Zwangssterilisationen in kirchlichen Krankenhäusern in Trier ausgeblendet noch die Rolle des Brüderkrankenhauses, immerhin Arbeitgeber von Matheis, bei de Deportation von angeblich psychisch Kranken während der Nazi-Zeit. Auch Armut und Gesundheit machte Matheis zum Thema. Er versteht Kammerarbeit auch als politische Arbeit.

Ein Aspekt, der ihm bei der Landesärztekammer deutlich zu kurz kommt. "Die Ärzte müssen auch politisch wahrnehmbar sein", sagt der 57-Jährige, der neuer Präsident der rheinland-pfälzischen Ärztekammer werden will. Als Spitzenkandidat des Marburger Bundes werden ihm gute Chancen eingeräumt, Nachfolger des derzeitigen Präsidenten Frieder Hessenauer zu werden.

Alle fünf Jahre finden die Kammerwahlen in den vier Bezirken und auf Landesebene parallel statt. Gewählt werden von den Mitgliedern der vier Bezirksärztekammern die Vertreterversammlungen, quasi das Parlament der in einer Region tätigen Mediziner. 30 Sitze sind bei der Trierer Kammer zu vergeben, 80 sind es bei der Landesärztekammer. Die jeweiligen Vorsitzenden werden von den Vertreterversammlungen gewählt. Matheis tritt auch in Trier als Spitzenkandidat an. Wird er zum Landeschef gewählt, tritt er nicht mehr als Bezirksvorsitzender an. Bis kommenden Montag läuft die Wahl. Danach konstituieren sich die Vertreterversammlungen.

Wenn Matheis derzeit in der Region Wahlkampf für sich macht, dann wirbt er auch für eines seiner Lieblingsthemen. Er will Trier mit seinen beiden Großkliniken Brüderkrankenhaus und Mutterhaus sowie der Uni und der Hochschule zu einem Standort für eine sogenannte Medical School machen. Eine Einrichtung, an der Medizinstudenten Praxiserfahrung sammeln können. Matheis Vorbild ist die Medical School im niederländischen Groningen, an der grenzüberschreitend ausgebildet wird.

Der Trierer Ärztechef weiß, dass es, was auch die mögliche Zusammenarbeit mit Luxemburg angeht, noch dicke Bretter zu bohren sind. Zumal mal in Luxemburg eine eigene Medical School aufbauen will. Auch die beiden Trierer Kliniken geben sich zunächst noch zurückhaltend auf den Plan von Matheis, ebenso die Uni. Doch der 57-Jährige ist überzeugt von seiner Idee. So überzeugt, dass er daran glaubt, als möglicher neuer Landesärztechef auch die Politik von seinem Plan zu begeistern und dort Mitstreiter dafür zu finden.

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