"Wachhund" spürt Elektrosmog nach

MAINZ. Mögliche Gesundheitsgefahren durch Elektrosmog treiben viele Menschen um. Forschungserkenntnisse liefern dazu bisher keinen Nachweis. Der "EMF-Wachhund" der Mainzer Universität will dem Elektrosmog-Phänomen nun mit einer Meldestelle für Betroffene auf die Spur kommen.

Handy, Mobilfunk-Basisstation oder Haushaltsgeräte: Auf Elektromagnetische Felder (EMF) stößt jeder Bürger - und sei es unfreiwillig am Arbeitsplatz oder durch Überwachungssysteme. Die Zahl der Strahlenquellen steigt rasant. Immer wieder steht dabei die Frage im Raum, ob Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme nicht Folgen einer gesundheitlichen Störung durch Elektrosmog seinkönnen. Landesweite Erhebung soll Problem ergründen

Geforscht werde seit Jahrzehnten, doch es gebe keine eindeutige Beweislage, sagt Joachim Schüz, Sprecher der Projektgruppe "EMF-Wachhund" an der Universität Mainz. Was bleibt, sind viele Fragen und Informationsdefizite. Mit Unterstützung des Umweltministeriums fungiert der "EMF-Wachhund" nun drei Monate als Meldestelle, an die sich alle wenden können, die sich durch elektromagnetische Felder körperlich und/oder psychisch beeinträchtigt glauben. Jede Meldung wird genau registriert und wissenschaftlich analysiert, um herauszufinden, ob es Menschen mit "Elektro-Sensibilität" auch unter den zugelassenen Grenzwerten gibt. Nach Angaben von Professor Lutz Vollrath finden sich bisher keinerlei Hinweise, dass EMF tatsächlich krank macht. Bekannt sind allerdings biologische Reaktionen wie die Veränderung von Hirnströmen, Reizwirkungen oder Erwärmung. "Es gibt nichts Handfestes", sagt Vollrath. Doch das gilt nur für die Durchschnittsbevölkerung. Mit dem neuen Projekt sollen jetzt elektrosensible Menschen angesprochen und untersucht werden, ob und wie sie objektiv auf die Strahlung reagieren. Die Mainzer Mediziner wollen eine seriöse wissenschaftliche Anlaufstelle bieten und mit einer landesweiten Datenerhebung dem Problem auf den Grund gehen. Professor Lutz Schmidt verweist darauf, dass auch die Angst vor Elektrosmog krank machen kann, obwohl eine tatsächliche Beeinträchtigung gar nicht vorliegt. Es müssten alle denkbaren Probleme in Zusammenhang mit EMF beleuchtet werden, fordert Umweltministerin Margit Conrad. Auch wenn die Strahlenschutzkommission keinen Anlass sieht, aktuelle Grenzwerte zu ändern. Verbindungen zu Tumorerkrankungen sind nach Angaben der studierten Ärztin nicht hundertprozentig auszuschließen. Über den "EMF-Wachhund" wollen Schüz und seine Kollegen auch Menschen erreichen, die bisher zurückhaltender mit ihren Befindlichkeitsstörungen umgegangen sind. Unter www.mainzer-emf-wachhund.de kann der Fragebogen online ausgefüllt oder aus dem Internet herunter geladen werden, um ihn dann per Post an die Universität Mainz zu schicken. Die gewonnen Daten werden anonymisiert wissenschaftlich aufbereitet. Anonyme Meldungen werden nicht bearbeitet. In Einzelfällen soll mit weiteren Befragungen und Untersuchungen den Beschwerden nachgegangen werden.

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