Wahlforscher: "Es ist ein Tritt auf die Euphoriebremse"

Mainz · Interview mit dem Mainzer Politikwissenschaftler und Wahlforscher Thorsten Faas über den Wahlausgang im Saarland

 Die Bürger in der Eifel dürfen in diesem Jahr mehrfach zur Wahlurne gehen. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Die Bürger in der Eifel dürfen in diesem Jahr mehrfach zur Wahlurne gehen. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Warum hat im Saarland der Schulz-Effekt nicht gegriffen?
Thorsten Faas: Man muss hier differenziert drauf schauen. Gegenüber den Umfragen aus der Vor-Schulz-Zeit hat die SPD ja zugelegt. Aber auf den Zielgeraden der Wahl im Saarland ging es um Landespolitik, vor allem ging es darum, wer das Land zukünftig regieren soll. Da hat Schulz nicht in dem Maße gezogen, wie das einige Umfragen vor der Wahl nahegelegt haben.

Warum konnte die CDU trotz oder vielleicht auch wegen Schulz zulegen?
Thorsten Faas: Eigentlich setzt sich ein Trend fort, den wir auch im vergangenen Jahr gesehen haben. Kretschmann in Baden-Württemberg, Dreyer in Rheinland-Pfalz, jetzt Kramp-Karrenbauer im Saarland: Bei Landtagswahlen versuchen die Menschen gezielt, beliebte Ministerpräsident(inn)en im Amt zu halten. Und davon profitieren ihre Parteien auf der Zielgeraden ganz erheblich.

Inwieweit hat die Option einer rot-roten Koalition zu der Niederlage der SPD beigetragen?
Thorsten Faas: Die Zahlen zeigen, dass die große Koalition auch aus Sicht vieler SPD-Wähler gut war. Einige scheinen daraus den Schluss gezogen zu haben, besser die CDU zu wählen, um so rot-rot zu verhindern.
Was bedeutet das Ergebnis für die Bundes-SPD und ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz?
Thorsten Faas Es ist ein Tritt auf die Euphoriebremse, ganz klar. Es ist ja nicht nur das Abschneiden der SPD, sondern auch der Grünen, das für die Pläne einer linken Regierung für Sorgenfalten sorgt. Das wird gerade nach innen etwas Wind aus den Segeln nehmen.

Wie bewerten Sie das Ergebnis für die AfD? Der Beginn des Abstiegs?
Thorsten Faas: Das wäre zu früh. Wenn man sieht, wie schwer es FDP und Grüne hatten, ist das Abschneiden der AfD zwar niedriger als zuletzt, aber eben doch besser als das anderer, kleiner Parteien. Für die AfD ist jetzt klar: In diesem Wahljahr ist nichts selbstverständlich. Bernd Wientjes

Thorsten Faas ist Mainzer Politikwissenschaftler und Wahlforscher.