Archiv September 2019 So schlecht geht es den Wäldern der Region

Trier/Saarburg/Prüm · Der Borkenkäfer wütet. Und Förster fürchten: Wenn weitere heiße und trockene Jahre folgen, steht auch der Laubwald auf der Kippe.

Waldschäden in der Region Trier: Die Forstämter Saarburg und Prüm berichten
Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Nach zwei extrem heißen und trockenen Jahren sind die Schäden im deutschen Wald immens. Mit Millionenhilfen des Staats soll nun wieder aufgeforstet und der Wald besser gegen den Klimawandel gewappnet werden. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) stellte am Mittwoch in Berlin zusätzliche Mittel von Bund und Ländern von bis zu 800 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren in Aussicht. 180 000 Hektar geschädigte Fläche – mehr als 250 000 Fußballfelder – seien wieder zu bepflanzen.

Wie ernst die Lage ist, zeigt auch ein Blick in die Region Trier, wo der Borkenkäfer wütet und selbst Laubbäume verdursten.

Im Forstamt Saarburg fallen üblicherweise 3000 Festmeter Käferholz an. Aktuell sind es schon 60 000 und Forstamtsleiter Helmut Lieser geht davon aus, dass weitere 20 000 hinzukommen könnten. „Das gab es noch nie“, sagt er. Die Holzpreise sind im Keller. Betriebe, die normalerweise mit einem Jahresplus von 100 000 Euro schließen, rechneten nun mit 50 000 Euro Minus.

Auch das Forstamt Prüm hat 60 000 Festmeter Käferholz geerntet. Mit Helikoptern und Drohnen suchen Förster nach befallenen Bäumen, die möglichst schnell aus den Beständen entfernt werden müssen.

Problematisch ist, dass 60 Prozent des Waldes bei Prüm in Privatbesitz sind. Oft kleine Parzellen, um die sich niemand richtig kümmert, sodass sich die Käfer dort weiter stark vermehren und ausbreiten können. „Wir kriegen den Privatwald nicht in den Griff“, sagt Forstamtsleiter Peter Wind. Doch nicht nur den Fichten geht es schlecht. „Alle mir bekannten Baumarten haben große Probleme“, betont der Förster.

Selbst in der Schneifel, wo sonst reichlich Regen fällt, sei die Dürre extrem. Sowohl Lieser als auch Wind haben bis in Tiefen von zwei Metern gegraben, um sich ein Bild zu machen. „Trocken, trocken, trocken“, sagt Lieser. „Pfurztrocken“, sagt Wind.

Den Bäumen gehe es da wie Menschen, die länger nichts zu trinken bekommen. „Sie können sich einfach nicht mehr wehren.“ Auch das Laubholz stehe auf der Kippe. Noch so ein trockenes Jahr, dann spreche man über ein ganz anderes Problem.

Oft stehen nun Privatwaldbesitzer vor Wind, die nach den heftigen Klimawandelschäden teuer wieder aufforsten müssen und fragen: Wie? Fest steht: Zunächst müsse man bei den hohen Wildtierbeständen einen Zaun bauen, sonst funktioniere das nicht.

Bei der richtigen Baumart falle ihm eine Entscheidung schwer. Denn fremdländische Bäume zu pflanzen, halte er für gefährlich und von den einheimischen sei keiner ohne Risiko.

Genau wie bei Saarburg ist es für manche Buche oder  Kirsche zu spät. Sie sind vertrocknet. „Gott sei Dank nicht flächig“, sagt Wind, der im Westerwald noch viel Schlimmeres gesehen hat. Dort verabschiedeten sich ganze Landstriche. Er habe eine 21 Hektar große Fläche gesehen, in der kein Baum ohne Käfer war. Die Baumart Fichte habe dort keine Zukunft.

Wind und andere Förster hoffen, dass die Gesellschaft nun Fahne für den Wald zeigt, der so viele wichtige Funktionen erfüllt für Klimaschutz, Hochwasserschutz, Wasserspeicherung, Biodiversität, als Holzlieferant oder als Ort für Freizeit und Erholung.

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