Politik Wandern junge Lehrer bald in Scharen aus Rheinland-Pfalz ab?

Trier/Mainz · Kein anderes Bundesland bezahlt Berufseinsteiger schlechter. Dietmar Muscheid, Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, setzt die Ampelkoalition unter Druck.

Politik: Wandern junge Lehrer bald in Scharen aus Rheinland-Pfalz ab?
Foto: dpa/Armin Weigel

Lehrer unterrichten Schüler im Lesen, Rechnen und Schreiben. Das ist in jedem Bundesland gleich. Flattert am Ende des Monats der Gehaltszettel ins Haus, offenbaren sich jedoch Unterschiede. Besonders in Rheinland-Pfalz – denn kein Land bezahlt seine jungen Lehrer schlechter. Das geht aus dem Besoldungsreport hervor, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) veröffentlicht hat. Danach steht das Land in der Gruppe A 13, nach der die meisten Lehrer bezahlt werden, auf dem letzten Platz bei Einstiegsgehältern.

Zum Vergleich: In Bayern verdienen Berufseinsteiger mit 53 000 Euro brutto am meisten, in Rheinland-Pfalz mit weniger als 45 000 Euro am wenigsten. Auch Nachbarländer wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen oder das Saarland zahlen jungen Lehrern Tausende von Euro im Jahr mehr.

DGB-Landeschef Dietmar Muscheid warnt davor, dass rheinland-pfälzischer Nachwuchs abwandern könnte: „Alle Länder, in denen Fachkräftemangel herrscht,  suchen händeringend nach Beamten.“

Die Folgen? Kann das Land dauerhaft nicht alle Lehrerstellen mehr besetzen, droht höherer Unterrichtsausfall, schildert Christian Gerteis, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Raum Trier. Derzeit seien alle Planstellen besetzt. „Zum Schuljahr 2019/20 könnte es damit vorbei sein.“ Abwanderungen aus der Region seien schon jetzt in der Nordeifel und im Hochwald spürbar. Folgen erwartet Gerteis besonders für Grundschulen, deren Lehrer im Land noch eine Stufe schlechter bezahlt sind als an Gymnasien und Realschulen. Landesweit, teilt das Bildungsministerium mit, wurden zwischen 2013 und 2017 insgesamt 250 Lehrer mehr aus Rheinland-Pfalz versetzt, als ins Land kamen. Das Finanzministerium teilt mit, die Besoldungssituation vor dem Hintergrund der Entwicklung des Haushalts im Blick zu behalten. Oppositionspolitiker wie der Konzer Bernhard Henter (CDU) und der Trierer Michael Frisch (AfD) fordern, Rückstände bei der Beamtenbezahlung aufzuholen. Darauf pocht auch Muscheid im Gespräch mit dem Volksfreund.

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