Warten auf den großen Wurf

MAINZ. (win) Jede Menge Änderungswünsche bringen Lehrer, Schüler und Eltern zum geplanten neuen Schulgesetz vor. Vermisst werden Impulse für die Schulentwicklung, mehr Mitsprache für die Schüler und eine Entlastung der Lehrer.

Die Jüngsten fassten unfreiwillig den allgemeinen Tenor bei der Anhörung des Bildungsausschusses zum geplanten neuen Schulgesetz zusammen: Man habe eigentlich mehr erwartet, aber vielleicht klappe es ja beim nächsten Mal, bilanzierten Stefan Lange und Mai-Ann Boger von der Landesschülervertretung in ihrer Bewertung. Dies hält sie jedoch nicht ab, eine Verfassungsbeschwerde zu organisieren, um einen Paragrafen zu kippen. Die bereits gültige Vorgabe besagt, dass die Schule bei Problemfällen die Eltern volljähriger Schüler auch ohne Zustimmung der Betroffenen informieren kann. Die Schülervertreter sehen darin einen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht. Aus Sicht der Lehrergewerkschaften GEW und VBE zieht der Gesetzentwurf, der unter anderem den Schulen mehr Eigenständigkeiten geben will und eine frühere Einschulung ermöglicht, nicht genug Konsequenzen aus der bildungspolitischen Diskussion nach dem schlechten deutschen Abschneiden in der Pisa-Studie. Das oftmals kritisierte gegliederte Schulsystem bleibe unangefochten, und die Hauptschule werde sogar grundsätzlich mit einer Klasse je Klassenstufe zulässig. Einzügige Hauptschulen könnten ihren Bildungsauftrag nicht mehr erfüllen, so der VBE. Der Philologenverband kritisiert, dass anstelle von Lehrplänen als konkrete Grundlage nur noch auf Standards abgehoben werde. Die Selbstständigkeit der Schulen werde überbetont und die Lehrpläne würden gestrichen, monieren die Gymnasiallehrer. Sie sehen die Gefahr, dass sich die Schulen auseinander entwickeln. Lob kommt von Wirtschaftsschulen und Berufsbildenden Schulen (BBS) für die Neugliederung des Systems der beruflichen Bildung, das künftig den Durchmarsch bis zur Universität ermöglichen soll. Auch hier wird Unterstützung angemahnt, um größere Selbstständigkeit und neue Qualitätsanforderungen meistern zu können. Wo blieben die Qualitätsanforderungen, wenn inzwischen 40 Ausbildungsberufe mit abgespeckter Theorie nur noch mit zehn statt zwölf Wochenstunden unterrichtet würden, fragte Ulrich Brenken als Vertreter der BBS-Lehrer. Der Landeselternbeirat mahnt, auch bei rückläufigen Schülerzahlen die kleinen Grundschulen zu erhalten. Auf weit gehende Ablehnung stößt bei Lehrern, Schülern und Eltern die CDU-Initiative für ein Abitur nach zwölf Schuljahren. Der Wechsel zwischen den Schularten werde erheblich schwieriger, die Belastung für alle Beteiligten höher. Dass bereits acht Bundesländer das schnelle Abi eingeführt oder eingeplant haben, beeindruckt die Kritiker allerdings nicht.

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