Warten auf neue Züge für Moselstrecke
Trier · Weil das Eisenbahnbundesamt die neuen Regionalzüge für die Moselstrecke nicht für die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern zugelassen hat, werden diese wohl vorerst immer noch nicht eingesetzt.
Trier. Eigentlich dürfen sie fahren, aber nicht mit vollem Tempo: Mehr als 140 Kilometer die Stunde sind für die neuen Regionalzüge vom Typ Talent 2 nicht erlaubt. Dabei sollten die modernen Züge seit zwei Jahren bereits mit bis zu 160 auch auf der Moselstrecke vom saarländischen Perl über Trier nach Koblenz fahren. Doch noch immer fehlt die Zulassung des Eisenbahnbundesamtes (EBA) für die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit.
200 Züge bestellt
Hersteller Bombardier müsse noch Berechnungen für die Radsatzwellen nachreichen, sagte gestern ein EBA-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Sobald alle Unterlagen vorlägen und "die Prüfung positiv ausfällt", könnten "in Kürze" die "Talent 2" eine Zulassung für die Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde erhalten. Wann dieses "in Kürze" ist, lässt der EBA-Sprecher allerdings offen. Bereits im Juli hieß es, dass die Zulassung für Tempo 160 "in Kürze" geplant sei.
Die Bahn, die vor vier Jahren rund 200 Talent 2 bei Bombardier im Gesamtwert von 1,2 Milliarden Euro bestellt hat, glaubt offensichtlich nicht mehr daran, dass die Züge rechtzeitig zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember auf die Schiene kommen. Man prüfe vorsorglich Ersatzkonzepte, teilte das Unternehmen mit. Wenn nämlich der Talent nicht mit der vorgesehnen Höchstgeschwindigkeit fahren dürfe, dann könnten auch die die Fahrpläne nicht eingehalten werden.
Die Bahn hatte 2007 die Ausschreibung für die Strecke von Perl nach Trier und weiter nach Koblenz gewonnen, weil sie versprach, die gegenüber den bisherigen Regionalzügen geräumigeren und komfortableren Talent 2 einzusetzen. Eigentlich sollten sie seit Dezember 2009 entlang der Mosel, zwischen Cottbus und Leipzig, zwischen Aachen, Köln und Siegen sowie als S-Bahn in Nürnberg fahren. 13 der voll klimatisierten Züge sollten auf der Moselstrecke fahren. Immer wieder wurde der Start verschoben. Das Eisenbahnbundesamt verweigerte zunächst komplett die Zulassung der bereits fertiggebauten Züge. Es seien "gravierende Mängel" zutage getreten, teilte das Amt vor einem Jahr mit. Es gab Probleme mit Bremsen, Türen und Stromabnehmern. Bombardier sprach von Softwareproblemen und sagte zu, die Mängel und die für die Zulassung fehlenden Unterlagen nachzureichen.
Doch immer wieder stellte das Eisenbahnbundesamt neue Mängel fest. Anfang September schaltete sich dann Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein. Auf einem Bahngipfel mit Vertretern von Bombardier, der Bahn und des EBA einigte man sich darauf, dass bis Ende des Monats die neuen Züge zugelassen sein sollen. Nur dann wäre es überhaupt noch möglich gewesen, dass die Talent 2 in diesem Jahr auf die Schiene gekommen wären. "Der Nachweis der funktionalen Sicherheit für Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer liegt fast vollständig vor", sagte der EBA-Sprecher gestern. Auch die Fragen bezüglich der Bremstechnik seien inzwischen geklärt. Aber es fehlten eben noch Unterlagen des Herstellers.
Nach Informationen unserer Zeitung wird es heute zwischen dem für den Schienennahverkehr in der Region zuständigen Zweckverband SPNV Nord und der Bahntochter DB Regio ein Gespräch geben. Dabei geht es darum, ob der Einsatz des Talent 2 auch in diesem Jahr wieder verschoben wird.
Im Juni ging man bei dem Zweckverband noch davon aus, dass die neuen Züge ab Dezember endlich rollen werden.
Derzeit stehen rund 100 fertige Talent 2 auf Abstellgleisen rund um das brandenburgische Bombardier-Werk. Die Bahn braucht die neuen Züge, um genügend Reserve für durch Eis und Schnee ausfallende Regionalzüge zu haben.