Umwelt Biotüte? – Nein, danke!

Trier · Wer möchte, kann seine Küchenabfälle und Speisereste jetzt sammeln. Das Interesse hält sich in Grenzen. Warum eigentlich?

 Wer im Garten einen Kompost hat, kippt die Küchenabfälle dort hinein, statt sie in Biotüten zu sammeln.

Wer im Garten einen Kompost hat, kippt die Küchenabfälle dort hinein, statt sie in Biotüten zu sammeln.

Foto: dpa-tmn/Jens Schierenbeck

In diesen Tagen können sich die Bürger der Region Trier ihr kostenloses Starterset mit den kompostierbaren Biotüten in den Rathäusern und an den Standorten des Abfallzweckverbands ART abholen. Je mehr Verbraucher künftig ihre Küchenabfälle und Speisereste  sammeln und die Tüten später an den Grüngutstellen abgeben, desto höher ist laut ART-Chef Max Monzel die Wahrscheinlichkeit, dass der Region die Biotonne erspart bleibt (wir berichteten mehrfach).

Doch die Vorfreude der Bürger auf den Tonnenersatz scheint sich in argen Grenzen zu halten, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab. Die meisten Teilnehmer stehen den Biotüten skeptisch bis ablehnend gegenüber.  Einer der Gründe: die große Distanz zu den insgesamt 86 Sammelstellen in der Region. „Was machen denn Leute ohne Auto?“, fragt etwa die Triererin Edith Hermen und liefert die Antwort gleich mit: „Sie schleppen dann die stinkenden Biotüten in den Bus.“ Ähnliche Bedenken hat auch Michael Walther aus Ürzig an der Mosel: „Was macht denn das 90-jährige Ömchen, das vor zehn Jahren vernünftigerweise seinen Führerschein abgegeben hat?“

Der ebenfalls aus Ürzig stammende Karl-Gustav Kwasny nennt es aus ökologischer Sicht „kompletter Schwachsinn, wenn wöchentlich Tausende Autos eine Grüngutsammelstelle suchen“, statt dass ein Müllwagen die Tüten einsammelt. „Hier auf dem Land sind viele ältere, auch alleinstehende Bürger nicht (mehr) motorisiert und womöglich auch wegen Alters und Gebrechen nicht in der Lage, den Abfall wegzubringen“, gibt auch Margot Kettel aus Stadtkyll zu bedenken.

In Stadtkyll wird es die Tüten allerdings vorerst nicht geben. Die Gemeinde liegt im Vulkaneifelkreis, wo  schon vor über 20 Jahren die Biotonne eingeführt wurde. In den nächsten zwei Jahren – so lange laufen die Verträge dort noch – wird sich daran auch nichts ändern. Erst danach will auch der Vulkaneifelkreis auf das  sogenannte Trierer Modell plus umstellen.

Von dessen Sinnhaftigkeit sind allerdings viele Verbraucher noch nicht überzeugt. Auch Hiltrud und Gerd Wagner aus Maring-Noviand (Kreis

Bernkastel-Wittlich)  fragen sich, ob das Modell mit den Biotüten „wirklich nachhaltig und effizient“ ist. Die beiden entdecken in der Abfallfibel des Zweckverbands ART und den entsprechenden Internetseiten „noch viel Widersprüchliches zur Müllentsorgung“.

Der Wittlicher Hans-Emil Anton wagt bereits eine Prognose: „Wenn keine zentralen Abgabestellen (ähnlich wie die Glascontainer) eingerichtet werden, wird die Einführung der Biotüten ein Flop.“ Was passieren wird, wenn die Bürger das als Alternative zur Biotonne eingeführte Modell Trier plus nicht ausreichend annehmen, hat Abfall-Chef Monzel unlängst noch einmal betont: „Über die Tonne entscheidet die Tüte!“ Im Klartext: Flopt die Tüte, kommt die Biotonne mit zeitlichem Verzug doch noch.

Dabei sind einige Volksfreund-Leser schon der Ansicht, dass es „natürlich sinnvoll und überfällig“ ist, kompostierbaren Müll getrennt zu entsorgen (Michael Walther, Ürzig). „Aber der Vorteil von Tüte gegenüber Tonne erschließt sich mit nicht“, meint Iris Leyendecker und malt sich aus, wie „lecker“ der Tüteninhalt wohl bei hohen Plusgraden riechen mag. „Warum nicht gleich die Tonne?“, fragt Leyendecker.

Ähnlich sieht dies auch Sabine Schneider aus Konz. „Die Idee einer Biotüte ist prinzipiell nicht schlecht. Und ich werde sie auch erst mal nutzen“, sagt sie, schränkt aber ein, „dass die Entsorgung nicht alltagstauglich und zu Ende gedacht ist und so nicht funktionieren wird“.

 Mehrere Volksfreund-Leser verweisen darauf, dass sie ihre Küchenabfälle und Speisereste schon jetzt in Kompostbehältern oder sogenannten Bokashi-Eimern  kompostieren. „Was sollte ich denn da noch in die Biotüte oder Biotonne machen?“, fragt Erika Nafziger aus Igel. „Ich bin in der glücklichen Lage, einen Hausgarten zu besitzen, sämtliche Speisereste werden kompostiert, brauche daher weder Biotonne noch -tüte“, meint auch Bernhard Burna. Und der Gusterather Franz-Josef Kleinbauer sagt: „Wir verwerten schon seit vier Jahrezehnten die Abfälle, um die es jetzt geht.“

Auf ein anderes Problem macht  Ingeborg Klinkhammer aufmerksam. Sie wohne in einer Zwei-Zimmer-Stadtwohnung in der zweiten Etage, schreibt die Triererin. Schon allein „aus Platzgründen in einer so kleinen Wohnung“ werde sie sich an der Aktion Biotonne „defintiv nicht beteiligen“, schreibt Klinkhammer.

Hiltrud und Ludwig Weyand haben dagegen ihr perfektes System der Kreislaufwirtschaft bereits etabliert. „Wir kochen nicht mehr, als wir essen“, sagen die beiden. „Bleiben doch einmal Reste, werden sie am nächsten Tag verarbeitet.“

Wo die nächstgelegene Sammelstelle ist, erfahren Sie hier: https://www.art-trier.de/cms/gruenschnitt_sammelstellen-1002.html

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