Wirtschaft Kammer fordert mehr Hilfe für Unternehmen der Region

Trier · Handwerker arbeiten trotz Corona-Krise weiter, bei vielen anderen brechen die Umsätze weg. Gewerkschafter appellieren an Arbeitgeber, die Situation nicht zu missbrauchen.

Was die Coronakrise für die regionale Wirtschaft bedeutet
Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Die meisten Handwerker arbeiten, wenn man von strengerer Hygiene absieht, weiter wie gehabt. „Hier läuft noch alles glatt“, sagt der Saarburger Dachdeckermeister Tobias Weber. Für alle, die auch in Luxemburg tätig sind, ist allerdings ab Freitag, 17 Uhr, Schluss: Dann werden dort die Baustellen geschlossen.

Manche Betriebe werden in der Krise kreativ. So bietet das Park Plaza Hotel Trier seine Zimmer nun als Büros an. Andere versenden ihre Produkte. Dennoch ist die Sorge um die Wirtschaft groß. Geschäfte, Kneipen oder Discos sind dicht. Fabriken leiden unter Lieferengpässen oder müssen die Produktion drosseln, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Darunter Volvo CE in Konz, wo es in der Belegschaft einen Corona-Fall gab. Vielen brechen die Umsätze weg und Arbeitnehmer fürchten um ihre Jobs. Im Einzelhandel droht nach Ansicht des Handelsverbandes Deutschland eine Insolvenz­welle. Tausende Unternehmen und Millionen Arbeitsplätze würden vernichtet, warnt HDE-Präsident Josef Sanktjohanser und fordert Soforthilfen. Den Umsatzausfall beziffert er auf 1,15 Milliarden Euro. Pro Tag.

Etliche besorgte Unternehmer, die mit den Folgen der Corona-Krise kämpfen, haben sich an einer TV-Telefonaktion beteiligt. „Durch die Corona-Pandemie geraten urplötzlich Tausende Unternehmen in existenzbedrohende Schwierigkeiten. Bei uns glühen die Drähte heiß“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer. Die Kammer fordert eine „sofortige und unbürokratische Umsetzung des Maßnahmenpakets der Bundesregierung“, Überbrückungskredite, Zuschüsse und einen Notfallfonds für Kleinunternehmen. Es gehe darum, die Volkswirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren und Arbeitsplätze zu sichern.

Die Handwerkskammer begrüßt, dass Banken und Sparkassen Unterstützung zugesagt haben. „Das ist in dieser Situation besonders wichtig“, sagt Constanze Knaack-Schweigstill. Auch die Agentur für Arbeit unterstütze die Betriebe durch den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld.

James Marsh, Geschäftsführer vom DGB Region Trier, ist erleichtert, dass es in der Region bisher zu keiner Entlassungswelle gekommen sei. Er fordert allerdings, „dass Arbeitgeber sich die Mühe machen, für ihre Angestellten Kurzarbeitergeld zu beantragen“.

 Auch Christian Z. Schmitz von der IG Metall appelliert an Arbeitgeber, die Situation nicht zu missbrauchen. „Leider gibt es Betriebe, die die Situation nutzen, um unliebsame Mitarbeiter zu entlassen.“ Unternehmen können über die Hausbanken ab sofort Hilfskredite beantragen. Beim Kurzarbeitergeld bekommen Arbeitnehmer 60 Prozent des Nettolohns, mit Kind 67 Prozent. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betont, niemand müsse sich Sorgen machen, ob das Geld auch wirklich fließe, auch wenn es ein paar Tage dauere.

Die Konjunktur in Deutschland wird nach Einschätzung von Volkswirten massiv einbrechen. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut rechnet mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 2,5 Prozent. Der Bundesverband deutscher Banken erwartet ein Minus um vier bis fünf Prozent.

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