Was für eine Truppe!

Berlin · Nach der Affäre um den rechtsextremen Soldaten Franco A. bestellt Ministerin von der Leyen die Admirale und Generäle in Berlin ein.

 Angetreten! Der Ruf der Bundeswehrsoldaten hat gelitten. Foto: dpa

Angetreten! Der Ruf der Bundeswehrsoldaten hat gelitten. Foto: dpa

Foto: Peter Steffen (dpa)

Berlin (dpa) In der Affäre um den terrorverdächtigen Soldaten Franco A. werden die Rufe nach rascher und vollständiger Aufklärung lauter. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wollte sich am Donnerstagnachmittag in Berlin mit rund 100 Generälen und Admiralen treffen. Bei dem Treffen sollte geklärt werden, weshalb Informationen zu Verfehlungen an einzelnen Bundeswehrstandorten zuletzt mehrfach nicht den Weg ins Ministerium gefunden hatten. General inspekteur Volker Wieker kündigte nach dem Versagen von Dienstvorgesetzten im Fall des Bundeswehr-Offiziers eine Klärung auf höchster Ebene an.
Die Kritik an von der Leyen hält an. "Die klebrige Selbstinszenierung von Frau von der Leyen macht nichts besser. Hochglanzbilder für die Presse lösen keine Probleme bei der Bundeswehr", sagte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. Die CDU-Politikerin inszeniere sich "mit großem Tam-tam als Ober-Aufklärerin": "Das ist keine Aufklärung, sondern bloße Selbstverteidigung." Die SPD fordert nun Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, von der Leyen auf die Finger zu schauen.
Von der Leyen sagte einen für Donnerstagnachmittag anberaumten Fototermin vor dem Treffen mit 100 Generälen und Admiralen ab. Grund sei, dass es sich um eine interne Veranstaltung handele, begründete ein Sprecher die Entscheidung.
Die Opposition im Bundestag fordert eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses. "Wir erwarten, dass die Ministerin den Abgeordneten rasch, umfassend und persönlich Bericht zum Fortgang der Ermittlungen und zu ergreifenden Konsequenzen erstattet", teilte Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, mit. Der Fall bestätige ein systemisches Problem mit Rechtsradikalismus in der Bundeswehr. Auch die Grünen fordern eine Sondersitzung.
Generalinspekteur Volker Wieker sagte im ARD-Morgenmagazin: "Es geht nicht um einen Generalverdacht, sondern um die ganz berechtigte Sorge, dass all die Selbstreinigungsmechanismen (...) nicht so zur Wirkung gelangen, wie wir uns alle das wünschen." Nach Wiekers Worten soll unter anderem geklärt werden, inwieweit ein "falsch verstandener, übertriebener Korpsgeist" Ursache für das Verschweigen von Missständen in der Truppe sein könnte. Hintergrund ist die Affäre um den rechtsextremen Bundeswehroffizier Franco A. Der 28-jährige Deutsche, der sich als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte, steht im Verdacht, einen Terroranschlag geplant zu haben.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte die Bundeswehr auf, aktiver gegen Rechtsex treme in ihren Reihen vorzugehen. "Die Bundeswehr darf weder Nährboden für Rechtsextremismus noch für Rechtsextreme attraktiv sein", erklärte Zentralrats-Präsident Josef Schuster.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) nahm die Truppe vor pauschalen Verdächtigungen in Schutz: "Das ist nicht die Bundeswehr, die ich kenne, sondern das sind einzelne Fälle. Die muss man aufklären. Aber wir haben mit unserer Bundeswehr eine gute Truppe."

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