Was hat sich in den Kitas geändert?

Bis in die siebziger Jahre hinein war der klassische Kindergarten ein "familienergänzendes Angebot", in der Regel halbtags und fast ausschließlich für die Altersgruppe 3 bis 6 Jahre. Ziel war die zeitweilige Betreuung der Kinder, ohne besonderen Bildungs- oder Erziehungsanspruch.

 Michael-Sebastian Honig.Foto: Privat

Michael-Sebastian Honig.Foto: Privat

Leitbild der Kindergärtnerin: sie sollte eine Art "Mutter-Ersatz" für ein paar Stunden am Tag sein.
Eine besondere Ausbildung schien dafür nicht nötig. "Man dachte: Frauen können so was von Natur aus", berichtet Honig. Männer waren in diesem Tätigkeitsbereich nicht vorgesehen. Oft endete die Tätigkeit auch mit der eigenen Mutterschaft.
Im Laufe der Jahre habe es eine "unglaubliche Aufgabenveränderung ergeben", sagt der Professor. Kitas haben inzwischen eine umfassende Service-Funktion für Familien, bei denen meist beide Eltern berufstätig sind. Die Kita-Phase beginnt oft schon früher und dauert länger. Zudem betrachtet man die Jahre vor der Grundschule heute als wichtigen Bestandteil der Bildung. Und noch eine wesentliche Veränderung: In der Tagesstätte treffen, anders als früher, Kinder aus sehr unterschiedlichen familiären, sozialen, religiösen und landsmannschaftlichen Verhältnissen aufeinander. Das macht die Arbeit dort sehr anspruchsvoll.
Honigs Fazit: Die Ausbildung müsse "ganz anders organisiert sein" und brauche "andere Inhalte". Ein neuer spezieller Studiengang sei dabei ein sinnvoller Weg, ebenso wichtig sei aber die Fort- und Weiterbildung der bereits vorhandenen Mitarbeiter. Da gebe es schon "seit Jahren viel Bewegung". DiLExtra

Michael-Sebastian Honig kam 1997 als Pädagogik-Professor an die Uni Trier und lehrt seit 2008 in Luxemburg. Als Spezialist für frühkindliche Erziehung ist er Autor von Standardwerken und gibt Fachzeitschriften heraus. DiL

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort