Wenig Interesse an Kosten

MAINZ. Auf keine sonderlich große Nachfrage ist die "Patientenquittung" in einem einjährigen Modellversuch gestoßen. Nur 15 Prozent der Patienten wollten die ärztlichenLeistungen schwarz auf weiß nachvollziehen.

Kommt die "Patientenquittung" wie momentan geplant im kommenden Jahr bundesweit zum Einsatz, sollte sie nur auf Nachfrage und nicht als Pflichtleistung vorgelegt werden. Diesen Schluss ziehen Gesundheitsministerium, Kassenärzte und Krankenkassen aus einem Pilotprojekt in Rheinhessen. Unklar ist allerdings, wer den Mehraufwand für das freiwillige Angebot finanzieren soll. In 67 Arztpraxen konnten sich Patienten tagesaktuell oder als Quartalsquittung einen Überblick über Art und Kosten der ärztlichen Leistung verschaffen. Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinhessen galt es nebenbei nach vielen aufgedeckten Abrechnungsbetrügereien neues Vertrauen in die Ärzteschaft zu gewinnen. Waren am Anfang noch knapp 22 Prozent der Arztbesucher an mehr Einsicht interessiert, sank die Beteiligung kontinuierlich auf acht Prozent im letzten Quartal ab. Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) zog gleichwohl eine positive Bilanz des Versuchs, mehr Transparenz in die Leistungen der Mediziner zu bringen. Eigenverantwortung des Patienten setze Information voraus, so Dreyer. Dies konnte die Quittung nach ihrer Überzeugung leisten. Nur einen Teilerfolg konstatierte dagegen AOK-Vorstandschef Walter Bockemühl. Der Modellversuch hat aus seiner Sicht gezeigt, dass die Belege technisch umzusetzen sind und in verständlicher Sprache auch Akzeptanz finden. Doch seine Erwartungen, Kostenbewusstsein zu wecken und damit bei Patienten weniger Nachfrage nach ärztlicher Leistung zu erreichen, wurden nicht erfüllt. Rund 400 000 Euro haben die Krankenkassen ausgegeben, um den Medizinern das Ausstellen der Quittungen mit jeweils 1,50 bis 2,25 Euro zu vergüten. Die Patienteninformation ist laut Bockemühl zwar sinnvoll, doch wollen die Kassen dafür nicht zahlen. Nähme landesweit jeder Dritte die Quittung wahr, wären Kosten von 30 Millionen Euro fällig. Zwar halten auch die Kassenärzte die Patientenquittung für eine gute Sache, weil dadurch nicht zuletzt intensivere Gespräche über die Behandlung ausgelöst würden. Doch wollen sie nur bei Vergütung aktiv werden. Nach Angaben von Dreyer sind Kassen und Kassenärzte auf Bundesebene aufgefordert, sich bis Frühjahr 2004 auf eine freiwillige Ausstellung von Patientenquittungen zu verständigen. Ab 2006 könnten dann nach ihrer Vorstellung die Leistungsdaten auf der angestrebten elektronischen Gesundheitskarte der Patienten gespeichert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort