Wenig Lust auf Lernen

MAINZ. Weiterbildung wird immer wichtiger, doch die Nachfrage schwindet. Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner propagiert einen Quantensprung beim lebenslangen Lernen, um sich auf immer schneller ändernde Anforderungen einzustellen. Experten schlagen unter anderem regionale Kooperationsverbünde vor.

Mehr Menschen in Weiterbildung bringen, die Qualität der Angebote ausbauen und lebenslanges Lernen erleichtern: Rheinland-Pfalz will sein Weiterbildungs-System spürbar ausbauen. Das Land kann sich dabei an Empfehlungen orientieren, die ein von Wissenschaftsminister Zöllner (SPD) eingesetzter Sachverständigenrat am Montag vorgelegt hat. So sollen alle mit der Weiterbildung beschäftigten Stellen enger zusammenarbeiten, um trotz unterschiedlicher Interessenlagen eine gemeinsame Grundlinie zu finden. Für die Weiterbildung von Beschäftigten in kleinen und mittleren Betrieben werden regionale Kooperationsverbünde empfohlen, die vorhandene berufliche Bildungs- und Technologiezentren nutzen können. Für Benachteiligte in Sachen Bildung, wie etwa Ausländer, Frauen in der Familienphase oder Schulabgänger ohne Abschluss, sollen die Angebote ausgebaut werden. Insgesamt ist ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung für Weiterbildung notwendig, fordern die Experten. Bundesweit gibt es jedoch eine rückläufige Tendenz, die sich in den beiden vergangenen Jahren noch verstärkt habe, so der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Professor Ekkehard Nuissl, Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung. Gravierende Auswirkungen hat unter anderem das Streichen von Qualifizierungen als Folge der Sozialreformen. Bei Erhebungen Ende der 90er- Jahren sagten noch rund 45 Prozent der befragten Rheinland-Pfälzer, an irgendeiner Form von Weiterbildung teilgenommen zu haben. 2004 sank jedoch die Zahl der Menschen, die Angebote der Volkshochschulen oder von sechs gezielten Weiterbildungseinrichtungen nutzten um 31 000 auf 783 000. Öffentliche Gelder in Aussicht gestellt

Auch die Zahl der Beschäftigten, die von ihrem gesetzlichen Anspruch auf Bildungsfreistellung einlösten, ist in den vergangenen Jahren von zeitweilig bis zu 15 000 auf rund 10 000 und damit nur noch ein Prozent der Berechtigten abgerutscht. Allerdings sei vielfach betriebsinterne Weiterbildung genutzt worden, heißt es im Wissenschaftsministerium dazu. Arbeitnehmer stehen im Regelfall fünf Tage im Jahr für berufliche oder gesellschaftliche Weiterbildung zu. Der Anspruch von zwei Jahren kann zusammen geltend gemacht werden. Viele Einzelschritte sollen laut Zöllner die Weiterbildung voran bringen, von Gutschein-Modellen über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Bildungsträgern bis zu einem verbesserten Abstimmen einzelner Angebote. Auch zusätzliche öffentliche Gelder sind in Aussicht gestellt. Lebenslangem Lernen komme eine Schlüsselrolle zu, nicht zuletzt mit Blick auf die zunehmende Alterung des Gesellschaft, mahnt der Minister.

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