Weniger Geld für soziale Projekte: Finanzkrise trifft regionale Stiftungen

Trier · Stiftungen in Not: Weil die Banken für Geldanlagen nur niedrige Zinsen zahlen, sinken die Erträge der wohltätigen Organisationen. Einige können daher keine Projekte für bedürftige Mitmenschen mehr finanzieren.

"Wir können nicht mehr helfen, wir haben nichts mehr." Winfried Görgen ist verzweifelt. Er ist Leiter des Stiftungszentrums des Bistums Trier und Geschäftsführer der Stiftung Menschen in Not, zu der 28 Privatstiftungen gehören. Doch dem Zweck, Menschen in Not zu helfen, kann die Stiftung derzeit nicht mehr nachkommen. Zum einen hat die Zahl der Hilfesuchenden zugenommen. Zum anderen sind die Erträge der angelegten Stiftungsgelder von rund 5,5 Millionen Euro wegen der seit Monaten geringen Zinsen zurückgegangen. Im vergangenen Jahr betrug der Ertrag noch 151.500 Euro, dieses Jahr sind es gerade mal 108.000 Euro. "Es brennt wirklich. Unsere Mittel für dieses Jahr sind erschöpft", sagt Görgen. Täglich erreichen ihn Hilfsanfragen, die er ablehnen muss.

Das Grundkapital der einzelnen Stiftungen darf nicht angetastet werden. Projekte dürfen nur aus den Erträgen des Kapitals finanziert werden. Bei einem Zinsniveau von durchschnittlich zwei Prozent für kurzfristige Geldanlagen (vor drei Jahren waren es fast vier Prozent) schrumpfen die Erträge. "Die aktuelle Entwicklung in Wirtschaft und Finanzwesen lässt auch die deutschen Stiftungen nicht unberührt", sagt Katrin Korwark vom Bundesverband deutscher Stiftungen. Auch die Stiftung Stadt Wittlich, die Kultur-, Wissenschafts- und Sozialprojekte unterstützt, muss bei der Förderung knapsen, sagt Simone Röhr von der Stadtverwaltung. Das niedrige Zinsniveau zwinge zu "behutsamem Ausgabeverhalten".

Die gemeinnützige Günther-Reh-Stiftung in Bernkastel-Kues, die der gleichnamige Leiwener Unternehmer gegründet hat, hat die diesjährigen Kapitalerträge für die Förderung Behinderter bereits aufgebraucht.
Ohne die Unterstützung einer weiteren, von Reh und seiner Frau Käthi gegründeten Stiftung, deren Kapital überwiegend in Immobilien angelegt ist, könnte die Günther-Reh-Stiftung keine Hilfsprojekte mehr unterstützen, sagt deren Geschäftsführer Hans-Jürgen Lichter.

Insgesamt gibt es 108 private, öffentliche und kirchliche Stiftungen in der Region.

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