Wenn der Geist sich verabschiedet

TRIER. (wie) Diagnose Demenz – ein Schock für Betroffene und deren Angehörige. Wie sollen sie damit umgehen? Wie kann ihnen geholfen werden? Damit beschäftigte sich die Gesundheitsförderungskonferenz in Trier.

Die Kontoauszüge kann er schon lange nicht mehr lesen, Zahlen haben keine Bedeutung für ihn, komplexe Zusammenhänge begreift er nicht mehr. Ohne Hilfe seiner Frau kann er keinen Tee oder Kaffee mehr kochen. Kurt, 77, verabschiedet sich Tag für Tag ein Stück mehr, der Abbau des Gehirns schreitet voran. Kurt hat Demenz. "Ich verliere ihn jeden Tag ein Stück mehr", sagt seine Frau, die mit ihm leidet. Die Belastung ist für sie fast unerträglich. Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "ohne Verstand". Die Krankheit des Gehirns betrifft Sprache, Gedächtnis und Motorik. Weltweit sind mehr als 24 Millionen Menschen betroffen. Etwa acht bis 13 Prozent aller Menschen über 65 Jahren leiden unter Demenz. Bei den über 90-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Schätzungsweise leben in Deutschland weit über eine Million Menschen mit altersbedingten Hirnleistungsstörungen. Vermutlich wird diese Zahl noch weiter steigen, weil die Zahl alter Menschen zunimmt. Schon heute sind Demenzen häufigster Grund für Einweisungen ins Pflegeheim. Demenz wird zum zunehmenden Problem. Das wurde auch bei der zwölften Gesundheitsförderungskonferenz des Hauses der Gesundheit in Trier deutlich. Im Mittelpunkt der Tagung stand dabei die Frage, wie die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich erhalten werden kann. Die Diagnose Demenz stelle für die Patienten aber vor allem für die Angehörigen eine tiefgreifende Veränderung dar, sagte Burkhard Zang von der Landesapothekerkammer."Die Würde des Menschen muss beachtet werden"

Bei der Behandlung dürfe keinesfalls vergessen werden, dass es sich bei den Betroffenen um Menschen handele, deren Würde beachtet werden müsse, appellierte der Apotheker an Ärzte und Pflegekräfte. Demenz ist nicht heilbar. Man könne ihren Verlauf allenfalls bremsen, falls die Krankheit frühzeitig erkannt werde, warnte Andreas Fellgiebel, Leiter der Gedächtnisambulanz der Uniklinik Mainz, vor zu großem Optimismus beim medizinischen Fortschritt. Der Abbau des Hirngewebes bei den Betroffenen könne nicht rückgängig gemacht werden. Eine Diagnose, die die Angehörigen meist mehr erschüttert als die Patienten. Oft sei die Krankheit bei ihnen schon so weit fortgeschritten, dass sie die Folgen nicht mehr in vollem Maße mitbekämen und in ihrer eigenen Welt lebten, sagte der Mainzer Mediziner. Seit Anfang des Jahres gibt es in Trier ein Demenzzentrum, in dem sich Patienten und Angehörige beraten lassen können (der TV berichtete). Die Resonanz im ersten halben Jahr ist gut, wie Uschi Wihr und Stefan Kugel berichteten. 81 Familien hätten das Zentrum seitdem besucht, die meisten der Ratsuchenden seien Frauen gewesen, Töchter, Schwiegertöchter und Ehefrauen. "Die meisten von ihnen sind psychisch schwer belastet", sagte Wihr. Über 80 Prozent der vom Demenzzentrum betreuten Patienten seien älter als 70 Jahre. Nach den Sommerferien soll das Angebot verbessert werden. Mit einem mobilen Demenz-Café sollen auch Betroffene außerhalb, die sich bislang noch nicht getraut haben, in das Zentrum nach Trier zu kommen, erreicht werden. Geplant ist auch, dass die Arbeit mit Demenz-Kranken in der Region koordiniert wird. Demenzzentrum für die Region Trier, Engelstraße 31, Trier, Telefon 0651/4604747, E-Mail: info@demenzzentrum-trier.de.

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