Wenn die Alterspyramide Kopf steht

Die Rheinland-Pfälzer werden nicht nur weniger, sie werden auch immer älter. Die Alterung ist dabei gravierender als die rückläufige Einwohnerzahl, wie der jüngste Bevölkerungsbericht feststellt. Besonders auf dem Land schwindet die Zahl der Jugendlichen.

Mainz. Immer weniger Junge - stetig mehr Ältere: Im Jahr 2020 wird die einstige Bevölkerungs- und Alterspyramide nicht nur für Rheinland-Pfalz quasi auf dem Kopf stehen. Die breiteste Stelle des ursprünglich eher einem Tannenbaum ähnlichen Schaubildes ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten bereits von den Zehnjährigen zu den 43-Jährigen hochgerutscht. Lag das Durchschnittsalter des Landesbewohners 1950 noch bei 32 Jahren, ist es bis 2006 auf 42 gestiegen. Bis 2020 kommen nach Berechnung der Statistiker im aktuellen Bevölkerungsbericht noch einmal fünf Jahre dazu, weil die Lebenserwartung wächst und die Kinderzahl zunehmend schwindet. Vor allem, weil es immer weniger potenzielle Mütter geben wird. Jugendquotient geht dramatisch zurück

Der Alterungsprozess ist schon lange in Gang. Im Jahr 1970 hatten die Landkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel (Daun) und Trier-Saarburg noch die mit Abstand besten Jugendquotienten mit mehr als 70 Jugendlichen unter 20 Jahren pro 100 Erwerbsfähigen (20 bis 65 Jahre), während der Rhein-Lahn-Kreis fast 20 Punkte weniger aufwies. Weil die "Babyboomer"-Generation aus den Kinderschuhen wuchs und keinen Nachfolger hatte, ging nicht nur der Jugendquotient dramatisch zurück. Auch der Stadt-Land-Unterschied verringerte sich merklich. Der Kreis Vulkaneifel ist zwar immer noch landesweit an der Spitze, doch hat sich sein Wert auf unter 40 fast halbiert und der Abstand zum Durchschnitt der Landkreise (36) ist merklich geringer geworden. Den stärksten Rückgang seit 1970 stellten die Statistiker mit mehr als 50 Prozent für die Stadt Trier fest. Für das Jahr 2020 wird für die Moselstadt sogar nur noch ein Jugendquotient von knapp 25 erwartet.Zahl der Jugendlichen wird weiter sinken

Doch es gibt auch einen Trost für die Trierer in der Bevölkerungsberechnung: Sie werden gleichzeitig den niedrigsten Altenquotienten (Verhältnis über 65-Jährige zu Erwerbsfähigen) landesweit haben. Denn so, wie die Jugendlichen unter 20 in Rheinland-Pfalz bis 2020 um mehr als 17 Prozent abnehmen werden, legen die über 65-Jährigen um elf Prozent zu. Bis 2050 sogar um 38 Prozent. Kommt 2010 auf drei Menschen im Arbeitsleben ein Rentner, dürfte 2030 ein Verhältnis von zwei zu eins erreicht werden. Überall wird auf längere Sicht die Zahl der Jugendlichen weiter sinken und die der Senioren deutlich stärker wachsen, so das Fazit der Statistiker. Doch in den Landkreisen wird das Pendel nach beiden Seiten noch stärker ausschlagen als in den größeren Städten, lautet ihre generelle Erkenntnis. Die regional sehr unterschiedlichen Verschiebungen der Altersstruktur erfordern entsprechende Anpassungen: Von weniger Kindergärten und Schulen bis hin zum Ausbau seniorengerechter Infrastruktur, neuen Wohnformen und mehr Betreuungseinrichtungen.

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