Wer kann sich den Ring leisten?

Nürburgring · Alles auf Anfang: So will es ADAC-Ehrenpräsident Otto Flimm. Er fordert, dass der Verkaufsprozess des Nürburgrings neu aufgerollt wird. Die möglichen Investoren könnten dagegen klagen, die Investmentgesellschaft H.I.G. hat weiter Interesse, zu investieren.

Nürburgring. Wenn man sagen würde, Otto Flimm ist sauer, wäre das die Untertreibung des Jahres. Der ADAC-Ehrenpräsident und Vorsitzender des Verein "Ja zum Nürburgring" ist entsetzt bis fassungslos angesichts der jüngeren Entwicklung am Nürburgring. "Der Verkaufsprozess ist komplett diskreditiert", empört er sich im Gespräch mit der Rheinzeitung. "Die Politik kann doch jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", reagiert er mit Unverständnis auf die Mainzer Verhältnisse.Bieter-Konsortium in Arbeit


Flimm verlangt einen kompletten Neustart des Verkaufsprozesses und bastelt bereits an einem Bieter-Konsortium. Aber auch den Traum, die Rennstrecken von einer Verwertung auszunehmen, hat er noch nicht aufgegeben. Mit dem Bieter-Gespann Robertino Wild (Capricorn) und Axel Heinemann (GetSpeed) ist seiner Ansicht nach kein Staat mehr zu machen. "Diesen Leuten kann man den Ring guten Gewissens nicht überlassen", urteilt Flimm. Noch kürzlich hätten sie große Investitionen am Nürburgring versprochen.
Flimm-Vertrauter und Beihilferechtler Dieter Frey sieht bei dem aktuellen Rettungsversuch eine Menge offener Fragen. Unternehmer Heinemann versucht Geldgeber aufzutreiben, die für Wild als Gesellschafter einspringen können. Die von der EU legitimierte äußere Hülle des Kaufvertrags bleibt dabei bestehen. Lediglich die Gesellschafterstruktur im Innern wird geändert. "Das ist beihilferechtlich zu hinterfragen", meint Frey vorsichtig.
Das US-Technikunternehmen Nexovation und die Investmentgesellschaft H.I.G. halten indes ihre Klagedrohung gegen den Verkaufsprozess offen, wie Sprecher beider Firmen versichern. Wenn sie den EU-Beihilfebeschluss zugestellt bekommen haben, müssen sie sich innerhalb von zwei Monaten entscheiden. Der Verein "Ja zum Ring" will indes nur dann klagen, wenn H.I.G. oder Nexovation vorpreschen. "Wir wollen, dass nicht nur über den Zuschlag, sondern über das ganze Verfahren vor Gericht verhandelt wird", verdeutlichte Otto Flimm.
Nexovation ist derweil optimistisch, dass das Unternehmen den Kaufvertrag über eine US-Rennstrecke (Superspeedway) in Nashville (Tennessee) bis Ende des Jahres final in der Tasche hat, ließ Firmenboss Robert Sexton verlauten. Inzwischen wurde spekuliert, ob das Geschäft nicht platzen würde.
H.I.G. indes hält sein Interesse am Kauf des Nürburgrings hoch. Wir sind bereit, uns zu engagieren, und offen für Gespräche", erklärt ein Sprecher. Und er ergänzt: "Der Nürburgring braucht dringend Investitionen. Wir haben das nötige Geld." Die Capricorn Holding hatte in der Eifel ursprünglich Investitionen von 25 Millionen Euro angekündigt - unter anderem für einen Technologiepark. Davon dürfte vorerst nicht mehr die Rede sein.4500 Euro nicht bezahlt


Bei GetSpeed (Gewerbegebiet am Ring) scheint indes auch nicht immer alles rund zu laufen. Ein Gerichtsvollzieher schaute im September vorbei - wegen einer Handwerkerrechnung von gerade mal 4500 Euro für Trockenbauarbeiten. Die Wirtschaftswoche berichtete darüber. Der Vollstreckungsauftrag vom Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler liegt der Rheinzeitung vor. Harald Clasen, Betriebsleiter CAC Dienstleistungsgesellschaft mbH, erklärt, dass auch die Gerichtskosten von knapp 1200 Euro noch ausstehen. "Der Kostenfestsetzungsbeschluss liegt vor", sagt er. Angeblich soll eine Verkettung unglücklicher Umstände die Ursache für den Fehler sein.

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