Werbung per Mail

KOBLENZ. Den Landesbehörden scheint das Wasser offenbar bis zum Hals zu stehen. Sie suchen sich neue Einnahmequellen. Anders lässt sich wohl nicht erklären, warum zum Beispiel die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz in ihrem E-Mail-Newsletter Werbung macht.

"Laminatfußboden Online-Bestellen. Ab 3,95 EUR/qm! Die Riesen-Auswahl gibt's jetzt supergünstig. Einfach, bequem bestellen bei " oder "Die Mega-Auswahl zu Mega-Preisen, Mega-einfach und Mega-bequem bestellen bei " Es folgt eine Internetadresse, die auf die Homepage eines Laminat-Discounters in der Nähe von Köln führt.Wer eine solche Mail in seinem elektronischen Briefkasten findet, ist normalerweise geneigt, sie gleich zu killen. Hat die Nachricht aber als Absender eine Landesbehörde, wird man doch stutzig. In diesem Fall stammt das Angebot von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz, die aus der ehemaligen Bezirksregierung hervorgegangen ist. Regelmäßig verschickt sie, wie auch andere Behörden, auf elektronischem Weg Pressemitteilungen an Bezieher, die sich vorher dafür angemeldet und ihre E-Mail-Adresse angegeben haben.In diesem Fall teilte die SGD mit, dass die "Polder Planig planfestgestellt" ist und erfährt mittels Internetlink auf der SGD-Homepage, dass die "Voraussetzung für einen verbesserten Hochwasserschutz an der Nahe" geschaffen worden sind. Die Anzeige, die als solche auch gekennzeichnet ist, nahm mehr Platz ein, als die kryptische Überschrift als Verweis auf die eigentliche Nachricht. Ist die Geldnot bei der SGD so groß, dass sie nun schon Werbung per E-Mail verschicken muss?Nein, nein, wehrt man bei der SGD ab. Man profitiere lediglich davon, dass man den Dienst kostenlos nutze. Geld verdiene allein der Anbieter damit. Außerdem: "Dem Empfänger des Newsletters bleibt es freigestellt, die angehängte Werbung zu öffnen oder nicht", sagt Behördensprecherin Sandra Hansen-Spurzem. Die Art der Anzeigen würden ständig von der SGD geprüft. Bisher seien keine "kritischen Anzeigen" aufgefallen.Berliner Firma verwaltet kostenlos Newsletter

Versender des Newsletters ist eine Berliner Firma namens KBX7. Sie bietet die kostenlose Verteilung von E-Mail-Newslettern und die Verwaltung der entsprechenden Adressen an. Unter den Kunden finden sich Bürgerinitiativen ebenso wie Bündnisse, Gewerkschaften oder Universitäten - eben alle, die sich keinen eigenen Verteiler von E-Mail-Nachrichten leisten wollen. Weil das Versenden der Mails kostenlos ist, machen die Kunden des elektronischen Post-Unternehmens im Gegenzug Werbung für die Firma. So auch die SGD Nord auf ihrer Homepage. Das elektronische Post-Unternehmen sichert seinerseits zu, dass die Adressen nicht weitergegeben werden. Finanziert wird KBX7 durch Anzeigen in den Mails. Schule gemacht hat das Vorbild noch nicht: Weder SGD Süd in Neustadt an der Weinstraße noch Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Trier bieten derzeit einen Newsletter an.

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