Widerstand: Pfarrverwaltungsrat im Saarland wehrt sich gegen Entscheidung von Bischof Ackermann

Trier/Köllerbach · Triers Bischof Stephan Ackermann beabsichtigt, dem Köllerbacher Pfarrverwaltungsrat teilweise seine Rechte und Befugnisse zu entziehen. Diese Maßnahme stößt in dem Laiengremium auf heftigen Widerstand. Der geschasste Rat fordert in einer Anhörung die Absetzung des Pfarrers. „Wir wollen einen anderen Pastor“, heißt es in dem Schreiben.

Ein Vorgehen, das heftige Gegenwehr erzeugt: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat den Pfarrverwaltungs- und Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde Köllerbach im Saarland brieflich wissen lassen, dass er beabsichtigt, Verwaltungsbefugnisse und Vertretungsrechte des Verwaltungsrates auszusetzen und auf einzelne Personen seines Vertrauens zu übertragen. Möglich macht dies der Paragraf 18 des Kirchenvermögensverwaltungsgesetzes (KVVG).

Begründet wurde dieser im Bistum Trier bislang einmalige Schritt, "dass in verschiedenen wichtigen Anliegen der Pfarrei und Kirchengemeinde eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Verwaltungsrat zurzeit nicht möglich ist." Die Seelsorge leide darunter. Konkret soll es um Konflikte zwischen dem Pfarrer, der Vorsitzender des Pfarrverwaltungsrates ist, und Ratsmitgliedern gehen.

Nach TV-Informationen hatte der Verwaltungsrat am vergangenen Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Einstimmig hatte das Gremium am Ende beschlossen, das gemeinsam erarbeitete Antwortschreiben innerhalb der laut KVVG vorgeschriebenen Zehntagesfrist an den Bischof zu senden.

"Mit Befremden und Unverständnis" hätten die Mitglieder des Köllerbacher Verwaltungsrates die Absicht des Bischofs, Verwaltungsbefugnisse und Vertretungsrechte des Verwaltungsrates auszusetzen und auf den Pfarrer und einzelne Personen seines Vertrauens zu übertragen, aufgenommen. "Auch wir beurteilen die Zusammenarbeit im Verwaltungsrat mit Herrn Pfarrer Werle inzwischen als außerordentlich belastet und wenig vertrauensvoll", heißt es in dem Antwortschreiben, das unserer Zeitung vorliegt.

Es folgt die Bitte und Aufforderung "nicht die Verwaltungsbefugnisse und Vertretungsrechte der ehrenamtlichen Mitglieder des Verwaltungsrates auszusetzen, sondern Herrn Pfarrer Werle von den ihm übertragenen Aufgabenbereichen in Herz-Jesu Köllerbach zu entbinden." "Wir wollen einen anderen Pastor in Köllerbach!", schreibt das Pfarrgremium. Die Liste der Vorwürfe, die der Rat seinem Pastor und Vorsitzenden macht, ist lang: Bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2013 der Kirchengemeinde bei der Rendantur Saarbrücken seien von Mitgliedern des Verwaltungsrates bisher nicht erklärbare Vorgänge entdeckt worden, "die den ursprünglichen Verwaltungsrats-Beschlüssen nicht entsprechen", heißt es in dem Brief an den Bischof. In der Öffentlichkeit habe der Pfarrer lautstark unberechtigte Vorwürfe, falsche Beschuldigungen und pauschale Unterstellungen gegenüber dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates erhoben und ihm vor allen Leuten "den Vogel gezeigt".

"Sind solche Handlungsweisen, die jeglichen Anstand vermissen lassen, etwa mit moralischen und christlichen Grundsätzen vereinbar bei einem Pfarrer, Priester, Dechanten? Hat ein Pfarrer nicht auch Vorbildfunktion?", fragt der Rat Bischof Ackermann. Die ehrenamtlichen Verwaltungsratsmitglieder hätten sich nichts vorzuwerfen; die derzeitigen Konflikte seien "allein dem Verhalten von Herrn Pfarrer Werle geschuldet". Die Ratsmitglieder empfehlen dringend ein gemeinsames Gespräch mit allen Beteiligten. Eine Stellungnahme des Bistums Trier zur aktuellen Situation in Köllerbach steht noch aus.

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