Wie Aschenputtel

TRIER. Sabine ist 37 Jahre alt, Single und hat keine Kinder. Eigentlich geht es Sabine gut, sie hat einen festen Job als Marketingleiterin, viele Freunde und ist gesund. Aber eben nur eigentlich, denn zu ihrem Lebensglück fehlt ihr ein Partner, und Kinder hätte sie auch gerne. Ihre letzte Hoffnung: eine Partneragentur im Internet.

"Meine Oma fragt mich jedes Mal, wenn ich sie besuche, ob ich denn endlich einen Mann hätte", sagt Sabine genervt. "Und ich muss ihr fast jedes Mal antworten: Nein." Dabei war Sabine bereits verheiratet, doch nach drei Jahren Ehe ist sie vor zwei Jahren ausgezogen, weil "mein Mann keine Kinder, kein Haus und keinen Hund mit mir haben wollte". Seitdem ist sie auf der Suche nach einem neuen Partner fürs Leben. Die Eltern von Sabine reagierten auf die Trennung unterschiedlich. "Meiner Mutter ist es peinlich, dass ihre einzige Tochter eine gescheiterte Ehe hinter sich hat. Mein Vater will dagegen nur das Beste für mich." Trotzdem fühlt sie sich unter Druck gesetzt. "In meiner Position bekomme ich viele Einladungen zu Abendessen oder Kundenveranstaltungen und es ist mir oft unangenehm, dort alleine hinzugehen." Neulich hatte Sabine, eine hübsche brünette Frau mit grünen Augen, eine Karte für einen großen Ball in Frankfurt. "Ich kam mir vor wie Aschenputtel." Natürlich kommen auch immer wieder gut gemeinte Ratschläge von Freunden: "Du bist zu anspruchsvoll!" oder "Geh doch am Wochenende zu dieser Single-Party, da ist bestimmt was Nettes dabei." Doch inzwischen hat Sabine die Hoffnung aufgegeben. "Das ist wie auf dem Sklavenmarkt dort." Einige Freunde werden deutlicher und meinen "Deine biologische Uhr tickt auch, wenn Du noch Kinder haben willst, musst Du Dich beeilen." Ein zwar richtiger Kommentar, der allerdings nicht sehr aufbauend wirkt. Ein Single-Dasein hat natürlich seine Vorteile. Man muss keine Kompromisse machen, kann die Wochenenden frei verplanen und Freunde einladen, wann und wie man möchte. Es bleibt viel Zeit für Hobbys. Und die eigene Wohnung nach seinen Wünschen zu gestalten, ist auch ganz nett. Trotzdem ist Sabine der Meinung, dass der Mensch nur zu zweit glücklich werden kann. Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Zahl der Singles in Deutschland konstant. Im Jahr 2001 lebten in Deutschland 20 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen im Alter von 25 bis unter 55 Jahren allein. Als letzte Rettung hat sich die 37-Jährige deshalb bei einer Partneragentur im Internet angemeldet und bereits die ersten zwei "Blinddates" gehabt. "Es ist schon komisch", beschreibt sie das Gefühl, am verabredeten Treffpunkt auf den potentiellen Traummann zu warten. "Ich nehme automatisch jeden Mann ins Visier und überlege, ob er wohl der Passende ist." Bisher war der Richtige allerdings noch nicht dabei. Doch Sabine ist zuversichtlich. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht mehr lange dauert und der Funke sofort überspringt, wenn ich dem Richtigen gegenüber stehe."

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