Wie faule Eier

BERNKASTEL-KUES. In regelmäßigen Abständen wird an Schulen geprobt, wie das Gebäude im Ernstfall zu räumen ist. In Bernkastel-Kues trat dieser Ernstfall ein.

Vielleicht ist es Fügung, vielleicht auch nur Glück. Weil Schüler einen Besen brauchen, schließt Franz-Josef Kieren, Hausmeister der Hauptschule Bernkastel-Kues, am Donnerstag kurz vor 10.30 Uhr den Putzraum auf. Als er die Tür öffnet, schlägt ihm ein penetranter Geruch entgegen. "Es roch nach vielen faulen Eiern", erzählt er und fragt, was geschehen wäre, wenn der Raum erst Stunden später betreten worden wäre. Kieren erkennt den "Übeltäter" nach einem schnellen Rundumblick. Die am Ladegerät hängenden Batterien einer Reinigungsmaschine sind aufgebläht. Der Hausmeister zieht den Stecker aus der Steckdose und wirft Decken über das Gerät. Dann alarmiert er Schulleiter Dieter Stuff. Der wiederum lässt mittels eines Klingelzeichens sofort die Schule räumen.Versammlung auf dem Schulhof

Schüler und Lehrer versammeln sich auf dem Schulhof. "Ich habe gefragt, wer Unwohlsein verspürt", erzählt der Rektor. 14 Schüler, vier Lehrer, einschließlich Stuff selbst, und Franz-Josef Kieren melden sich. Der Hausmeister und einige Lehrer verfrachten sie in Autos und bringen sie ins Krankenhaus, wo Untersuchungen beginnen. Die Mehrzahl kann am Nachmittag wieder entlassen werden. Sieben Schüler, bei denen die Symptome (Übelkeit, Kopfschmerzen, Heiserkeit) stärker auftreten als bei den anderen, bleiben in stationärer Behandlung. Einige von ihnen müssen sich übergeben. Die meisten von ihnen sollten am Abend aber wieder entlassen werden. Hausmeister Kieren ist glimpflich davon gekommen. Er hat schon im Schwimmbad gearbeitet, wo er mit Chlor in Berührung kam. "Deshalb habe ich es vermieden, tief durchzuatmen", sagt er. Dieter Stuff hat Atembeschwerden, fährt deshalb, und um mit den Schülern zu sprechen, noch einmal ins Krankenhaus zurück. Seine Stimme und die von Franz-Josef Kieren klingen heiser. "Die Schleimhäute sind gereizt", sagt Thomas Edringer, Wehrführer der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, der genau wie Bürgermeister Ulf Hangert zur Schule geeilt ist.Wittlicher Wehr kommt mit Mess-Chip

Da die Feuerwehr Kues nicht über den notwendigen Mess-Chip verfügt, werden zwei Experten der Wittlicher Feuerwehr angefordert, die gemeinsam mit zwei Kollegen der Kueser Wehr Messungen vornehmen. Ergebnis: absolut negativ. Es gibt weder eine messbare Spur von Schwefelwasserstoff noch von Salzsäure. Die Dämpfe haben sich verflüchtigt. Thomas Edringer spricht von einem technischen Defekt. Auch die Polizei geht derzeit davon aus, dass kein "menschliches Fehlverhalten" vorliegt. Die Reinigungsmaschine wird nebst Batterien zur Untersuchung zu der Reinigungsfirma gebracht, die für die Sauberkeit in der Schule zuständig ist. Auch Ulf Hangert fährt ins Krankenhaus, spricht mit Ärzten und den Eltern der Kinder. Um 18 Uhr wird eine weitere Messung gemacht. Das Ergebnis vom Nachmittag bestätigt sich. Nach Absprache mit Feuerwehr, Gesundheitsamt und Gewerbeaufsichtsamt entscheidet Bürgermeister Hangert: Der Freitag wird wieder ein normaler Schultag sein.

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