Wie Generalsekretär Jens Guth die SPD neu aufstellt

Mainz · Hinter den Kulissen tut sich einiges bei der Landes-SPD. Generalsekretär Jens Guth, seit einem halben Jahr im Amt, schart ein neues Team um sich und trimmt die Partei für die Kommunalwahl 2014 und die Landtagswahl 2016.

Mainz. Klein, aber oho: Das fällt einem als Erstes ein, wenn man Jens Guth begegnet. Seinem Vorgänger Alexander Schweitzer, einem Zwei-Meter-Hünen, reicht Guth vermutlich nur bis zum Bauchnabel. Aber die Fähigkeiten eines Politikers bemessen sich zum Glück nicht nach seiner Körpergröße. Der neue SPD-General sprüht geradezu vor Vitalität. Sein Elan wirkt ansteckend. "Er hat unheimlich Kraft und Power", heißt es anerkennend von anderen Sozialdemokraten.
Als es Mitte Januar zum Regierungswechsel von Ministerpräsident Kurt Beck zu Malu Dreyer kam und Alexander Schweitzer zum Sozialminister avancierte, schlug die Stunde von Jens Guth. Der neue SPD-Parteichef Roger Lewentz rief ihn an und fragte ihn, ob er das Amt des Generalsekretärs übernehmen wolle. Er hat nicht gezögert. "Da sagt man nicht Nein", betont Guth. Ein halbes Jahr später ist er sichtlich froh darüber, denn die herausfordernde Aufgabe macht ihm Spaß.
Der Wormser profitiert von einer günstigen Konstellation. Während sein Vorgänger die Unbillen der Nürburgring-Affäre ertragen, die Partei deshalb beruhigen und auf den Regierungswechsel einschwören musste, kann Jens Guth "einfach nur den Schwung mitnehmen, den Malu Dreyer entfacht hat". Die Regierungschefin begeistere die Ortsvereine ebenso wie die Art, wie der Wechsel vollzogen wurde.
Guth, 46 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern, freut sich über unzählige Einladungen zu Gesprächen. Den Fraktionsvorsitz im Wormser Stadtrat hat er aufgegeben, zu wenig Zeit dafür. Stattdessen tourt er durchs Land, versucht zu vermitteln, was "die da oben" in Mainz machen, und andererseits zu erkunden, was die Basis bewegt. Im Landtag ist Guth weiterhin wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion.
Bei der Parteiarbeit will der Generalsekretär "die Ortsvereine mobilisieren und ihnen neues Leben einhauchen". Deshalb hat er regionale Konferenzen ins Leben gerufen. In Kaiserslautern und Koblenz sind sie schon gelaufen, es folgt im Herbst eine in Trier.
Die Mitgliederzahl der Landes-SPD bleibt konstant bei 40 000. Das ist bemerkenswert in Zeiten spürbarer Politikverdrossenheit und des demografischen Wandels. Verluste fängt die Partei durch Neueintritte auf, 1400 binnen eines Jahres. "Ihr seid Teil des Ganzen", will Guth den Neulingen vermitteln, weshalb er regelmäßig Begegnungen mit Spitzenpolitikern wie Malu Dreyer oder Roger Lewentz organisiert.
Im Jockel-Fuchs-Haus in Mainz, der Parteizentrale, arbeitet ein neues Team: Seit dem 1. April Pressesprecher Henning Henn, seit dem 1. Juni/1. Juli die politischen Referenten Stefanie Seiler (Organisation, Parteiarbeit) und Andreas Gölz (Parteitage, Veranstaltungen). Ein weiterer Referent kommt im Herbst. Guth räumt den jungen Leuten viel Gestaltungsfreiheit ein. "Außergewöhnlich und ungewohnt, aber toll" sei das, meint Henn.
An inhaltlichen Konzepten für die Komunalwahl 2014 und die Landtagswahl 2016 wird in der Parteizentrale bereits emsig gefeilt. "Wir stellen uns inhaltlich neu auf", sagt der SPD-General. Die Bildungslandschaft werde ein beherrschendes Thema bleiben. Der Frage, wie Arbeit gestaltet wird, wolle man sich intensiv widmen. In welche Richtung es geht, beschreibt Guth so: "Ich rege mich fürchterlich darüber auf, dass nur die Hälfte aller Jugendlichen nach Ausbildung oder Studium einen festen Arbeitsvertrag bekommt. Die anderen werden mit Praktika, Leiharbeits- oder Zeitverträgen abgespeist." Darüber müsse mit Kammern und Unternehmern gesprochen werden.

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