Parteien Grüne Jugend und Julis wachsen

Mainz · Wie sich die aktuellen Debatten auf den Nachwuchs der Parteien im Land auswirkt.

 „Jung, grün und stachelig“: Mit diesen Attributen und dem entsprechenden Logo wirbt die Grüne Jugend um Mitglieder – und das erfolgreich.	 Foto: dpa

„Jung, grün und stachelig“: Mit diesen Attributen und dem entsprechenden Logo wirbt die Grüne Jugend um Mitglieder – und das erfolgreich. Foto: dpa

Foto: picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Selbst in den Sommerferien gehen Schüler auf die Straße, um für ihre Vorstellung einer klima­freundlicheren Politik zu kämpfen. Doch ist es eine Art Klima-Apo, die sich im Land manifestiert, oder suchen die Köpfe hinter „Fridays for Future“ auch den Weg in die politischen Jugendorganisationen? Profitieren nur die Grünen, oder sind die Jugendlichen per se politischer?

Tatsächlich verzeichnet vor allem die Grüne Jugend ein sattes Mitgliederplus. Wie bei der Mutterpartei ist die Zahl der Mitglieder seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent gewachsen. Aus 380 Nachwuchs-Grünen in Rheinland-Pfalz wurden 500. „Wir freuen uns sehr, weil wir natürlich kampagnenfähiger werden“, sagt Sprecher Benjamin Buddendiek. „Aktuell gründen wir auch viele neue Kreisverbände.“

Während sich die Organisationsstruktur bisher auf die großen Städte wie Mainz, Koblenz oder Ludwigshafen beschränkte, erstarken die Grünen nun in der Fläche. In Ahrweiler, Mayen, aber auch im Donnersbergkreis werden gerade Kreisverbände etabliert. „In vielerlei Hinsicht ist das auch eine Herausforderung, weil wir natürlich weiter mit den finanziellen Mitteln einer Fünf-Prozent-Partei ausgestattet sind“, sagt Buddendiek. Mit Hilfe der motivierten Neumitglieder soll ein möglichst starkes Landtagswahlergebnis 2021 eingefahren werden.

Auch die Jungen Liberalen freuen sich über ein Mitgliederplus von 16 Prozent. Anfang 2019 waren die Julis im Land 364 Mitglieder stark. 29 Mitgliedschaften wurden seither beendet, 89 Junge Liberale wurden in diesem Jahr aufgenommen. „Wir freuen uns sehr über den Zuwachs, der sicher nicht von ungefähr kommt. Bei den Jungen Liberalen hat sich eine tief inhaltliche Debattenkultur entwickelt“, sagt Luca Lichtenthäler, Vorsitzender der FDP-Vorfeldorganisation. Den Julis gelinge es seiner Einschätzung nach, programmatisch auf die Partei einzuwirken, sie zu modernisieren. „Wir streiten für beste Bildung, den digitalen Wandel und generationengerechte Haushalte. Das ist unser Auftrag“, fügt der 22-jährige Lehramtsstudent hinzu.

Lichtenthälers konservatives Pendant Jens Münster (Junge Union) würde sich mehr Einfluss seiner Organisation auf die Mutterpartei CDU wünschen. „Mit 6000 JU-Mitgliedern sind wir die größte politische Jugendorganisation in Rheinland-Pfalz und haben sogar mehr Mitglieder als die Grünen oder die FDP“, sagt er. Die Zahlen sind aber seit einer Dekade rückläufig, 2019 um 1,5 Prozent. Warum? Münster: „Ein Grund dafür ist, dass die CDU in Rheinland-Pfalz in großen Teilen vollkommen überaltert ist und junge Menschen in der CDU daher nicht immer eine Perspektive sehen. Dann kommen sie natürlich auch nicht zur Jungen Union.“ Es gebe zudem deutlich zu wenige junge CDU-Politiker in den Parlamenten. Münster kündigt an: „Das muss sich ändern, und das werden wir bei den kommenden Landtags- und Bundestagswahlen auch ändern.“

Zweitgrößte politische Nachwuchsorganisation im Land bleiben die Jusos. Sie zählen seit Jahren rund 4000 Mitglieder. Der Wert schwankt aber ständig, da jeder Sozialdemokrat, der jünger als 35 Jahre alt ist, automatisch Juso wird, demnach aber auch wieder ausscheidet, wenn er diese Altershürde überschreitet. Die Jusos profitierten 2018 massiv von der Eintrittswelle vor der Entscheidung über die große Koalition. Rund ein Drittel der Neueingetretenen war jünger als 35.

Die Junge Alternative (JA) konnte ihren Wachstumstrend im Jahr 2019 nicht fortsetzen. Alexander Jungbluth ist aktuell Chef von rund 120 Mitgliedern. Die Bruttowerte bezeichnet Jungbluth „als recht hoch“. „Wir hatten im Zuge der Verfassungsschutzbeobachtung einiger Landesverbände leider auch Austritte in Rheinland-Pfalz“, sagt der Volkswirt.

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