Winklers Kolumne: Kein gutes Bild

Die Kassen des Landes sind mehr als blank, und an vielen Ecken und Enden knirscht es: Was liegt in solch einem Fall näher, als wenigstens nachaußen hin einen guten Eindruck vermitteln zu wollen. Doch irgendwie scheint die Landesregierung kein gutes Bild abzugeben. Wie sonst wäre zu erklären, dass sich der Ministerrat in dieser Woche mit einem neuen Erscheinungsbild von Rheinland-Pfalz beschäftigt hat. Logos, Schriftzüge und Slogans: Alles nicht mehr zeitgemäß und homogen, heißt es in einer Bestandsaufnahme. Vermittelt werde der "Eindruck eines uneinheitlichen und unprofessionellen Auftritts der Landesregierung". Dies schadet natürlich der Reputation des Landes und seiner Repräsentanten, was - unglücklicherweise - zu erheblichen Mängeln in den Darstellungsmöglichkeiten führt. Damit wird nun endlich klar, warum Rheinland-Pfalz trotz allen Schweißes der Edlen nicht vom Image des "Reben und Rüben"-Landes wegkommt. Alles ist eben viel zu hausbacken. Ein modernes, geschlossenes Erscheinungsbild (neudeutsch: Corporate Identity) muss also her, und alles wird besser - so die Hoffnung. Seit einem Jahr basteln Designer der Fachhochschule Mainz an einem Logo mit vereinfachtem Landeswappen und einen modernen Schriftzug "Rheinland-Pfalz". Es soll nicht nur prägnant und modern, sondern "bürgernah anmuten", Wiedererkennungswert haben und die geschmackliche Weiterentwicklung der Bevölkerung berücksichtigen. Nicht zuletzt muss daneben ein vielseitiger medialer Einsatz mit Computertauglichkeit gewährleistet sein.Der Schriftzug soll bald nicht nur in freundlichem Orange ("ist politisch/ideologisch weitgehend unbesetzt") leuchten, sondern auch in schnörkelloser Typenform. "Die Großbuchstaben wurden etwas leichter und schmaler gestaltet, der Querbalken des gemeinen f wurde auf die Tropfenkante des kleinen a ausgerichtet", so die Umschreibung. "Heureka!", kann man da nur ausrufen.Die Kosten für Entwicklung des Logos und Erstellen von Vorlagen in Höhe von 36 500 Euro trägt die Staatskanzlei. Nun laufen in den nicht gerade begeisterten Ministerien Untersuchungen, wo das neue Logo überall eingesetzt werden kann und wie viel das Ganze dann tatsächlich kostet. Schließlich müssen nicht nur Briefbögen, Hausschilder, Informations- und Werbemittel umgestaltet werden, sondern auch Türschilder und Dienstausweise.Die Modernisierung des "antiquierten Erscheinungsbildes" werde keineswegs eine "Protz-Nummer", versichert Regierungssprecher Walter Schumacher. Aus seiner Sicht wird in vielen Amtsstuben noch das Umweltschutzpapier der ersten Generation benutzt, während manche klamme Stadt mit Hochglanzpapier beim eigenen Auftritt nicht geizt. Natürlich werde vorhandenes Material aus Kostengründen aufgebraucht, bevor man möglicherweise auf das neue Design umsteige, versichert Schumacher. Nach der Sommerpause wollen die Minister nun fertig ausbrüten.

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