Neue EU-Regel Zutatenliste oder QR-Code? Winzer müssen bald kennzeichnen, was im Wein steckt

Mainz · Ende des Jahres dürfte sich sichtbar etwas auf allen Weinflaschen ändern. Zutaten und Brennwert sollen laut EU dann auf dem Etikett stehen – mehr Transparenz für Weintrinker. Wie genau ist aber noch unklar. Das Weinbauministerium sieht für Winzer sogar eine neue Chance, sich mit wenig Zutaten zu profilieren.

Für das Etikett auf der Rückseite einer Weinflasche könnten künftig schärfere Vorschriften gelten.

Für das Etikett auf der Rückseite einer Weinflasche könnten künftig schärfere Vorschriften gelten.

Foto: dpa/Arne Dedert

Neben Rebsorte, Lage und Erzeuger könnten künftig auch Nährwertangaben und Zutaten auf Weinetiketten stehen. So sieht es zumindest eine EU-Verordnung vor, die Ende des Jahres in Kraft treten soll. Bislang war Wein von einer solchen Regelung befreit, wie sie für andere Nahrungsmittel üblich ist. Nun will die EU auch alkoholische Getränke besser kennzeichnen lassen. Wie etwa die Weinflaschen am Ende konkret aussehen sollen, scheint aber noch unklar zu sein. Denn über die Art der Kennzeichnung gehen die Meinungen auseinander. Muss eine ganze Liste auf dem Etikett stehen oder reicht auch ein elektronisches Label wie ein QR-Code, das mit dem Handy auf die Website des Weinguts führt?

Unsicherheit bei Weinbaubetrieben

In den Unternehmen aus der Weinwirtschaft in der Region jedenfalls herrscht „große Unsicherheit sowie mangelnde Planungs- und Rechtssicherheit“, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) in einer Stellungnahme erklärt. „Ob Weingüter, Kellereien, Weinhandel, Druckereien und weitere Dienstleister – alle erwarten klare Aussagen“, sagte Albrecht Ehses, weinpolitischer Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Dabei gehe es auch um die Vorgaben zur Kennzeichnung von Zusatzstoffen im Wein.

E-Label oder Liste auf dem Etikett?

Die CDU im rheinland-pfälzischen Landtag hatte deshalb um Bericht des zuständigen Weinbauministeriums im Ausschuss gebeten. Das FDP-geführte Ministerium gab daraufhin einen Ausblick darauf, was Winzer erwarten könnte. Die EU-Verordnung habe von Anfang an vorgesehen, dass die Verbraucherinformationen auf elektronischem Weg etwa über einen QR-Code angegeben werden dürften, sagte Staatssekretär Andy Becht. Er verwies aber auch auf Widerstände gegen diesen digitalen Weg und kritisierte Grünen-Bundesminister Cem Özdemir, der sich im Juli 2022 für die verpflichtende Angabe von Nährwerten und Zutaten auf dem Etikett ausgesprochen habe.

Bundesregierung für Kennzeichnung auf der Flasche

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag habe man sich zu keiner Zeit „gegen die Einführung eines E-Labels bei Wein ausgesprochen“. Im Sinne eines „hohen Verbraucherschutzniveaus“ solle aber eine direkte Kennzeichnung für alle sichtbar auf dem Etikett die Regel sein. Ein E-Label könne zusätzlich verwendet werden.

Weinbauministerium: QR-Code reicht aus

Ein E-Label reiche aus, meint hingegen Weinbaustaatssekretär Becht – „auch wenn noch nicht alle Bürgerinnen und Bürger über die technischen Möglichkeiten verfügen“. Von der IHK kommt Kritik, weil der Zeitpunkt immer näher rückt: „Mit dem 8. Dezember 2023 steht zwar ein Datum fest, doch was ist mit den Erzeugnissen, die zu diesem Stichtag im Fass in den Betrieben lagern oder abgefüllt aber nicht etikettiert sind?“

Ministerium: Welche Zutaten im Wein sind erforderlich?

Das Weinbauministerium stellt die Winzer im Land deshalb darauf ein, sich so oder so mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie sollten sich überlegen, „welche Zutaten bei der Weinbereitung tatsächlich unbedingt erforderlich sind“, sagte der Staatssekretär. Womöglich könne eine Kennzeichnungspflicht dadurch sogar „neue Chancen im Wettbewerb eröffnen“.

Das rheinland-pfälzische Ministerium hält aber auch eine erneute Änderung auf EU-Ebene für denkbar. Allerdings dürfte die „vollständige Deklaration auf dem Etikett nicht wesentlich mehr Raum einnehmen als die Angabe des Brennwertes und die Abbildung eines QR-Codes“, erklärte Becht. Zudem sei die Umsetzung des E-Labels nicht zwangsläufig kostengünstiger.

FDP: Keine sinnvolle Initiative

In der Politik ist die Kennzeichnungspflicht zwar bislang kein großer Aufreger, aber auch nicht unumstritten. Der FDP-Landtagsabgeordnete Marco Weber hält die gesamte Initiative für wenig sinnvoll. Der Verbraucher schaue in der Regel auf die Sorte und das Weingut, der Gewinn einer solchen Kennzeichnung halte sich also in Grenzen, sagte Weber unserer Zeitung. Für Winzer hingegen bedeute dies einen erheblichen Mehraufwand. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Jutta Blatzheim-Roegler hingegen befürwortet, dass die Informationen auf Weinflaschen transparent gemacht werden. Den Weg wolle sie aber nicht per Zwang vorschreiben, sagte sie unserer Zeitung.

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