"Wir haben nichts mit Rockern und Rotlicht zu tun" - Luxemburger Sicherheitsfirma, die drei Trierern gehört, steht im Visier der Justiz

Trier/Luxemburg · Schwere Vorwürfe gegen den Luxemburger Ableger der Trierer Sicherheitsfirma Schmitt Security: Sie soll ohne entsprechende Erlaubnis in Luxemburg Wachschutz anbieten und Beziehungen zu Rockern und Rotlicht haben.

 Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Schmitt Security kontrollieren Besucher bei einem Konzert. Foto: privat

Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Schmitt Security kontrollieren Besucher bei einem Konzert. Foto: privat

Foto: (g_pol3 )

Trier/Luxemburg. Man muss nicht weit nach Wasserbillig reinfahren. Ein paar Meter hinter der Grenzbrücke über die Sauer auf der linken Seite in der Grand Rue in dem luxemburgischen Ort befindet sich in einem Neubau im zweiten Geschoss unterm Dach der Sitz des luxemburgischen Ablegers der Trierer Sicherheitsfirma Schmitt Security. Und diese Firma steht seit einiger Zeit in Luxemburg heftig unter Beschuss. Sie soll keine Zulassung für Wachschutzdienste haben. Mitarbeiter sollen wegen Schlägereien verurteilt sein. Und es soll Verbindungen ins Trierer Rotlicht- und ins Rockermilieu geben.Keine Zulassung für Wachschutz


Konstantin Rohr ist Geschäftsführer der Firmen in Luxemburg und in Trier. Diese ist unter anderem für die Sicherheit beim Trierer Altstadtfest und in der Arena Trier zuständig. Rohr bestätigt, dass es diese Vorwürfe gibt. Und auch, dass seine Firma tatsächlich keine Zulassung für Wachschutz in Luxemburg habe. Nur zugelassene Firmen dürfen im Großherzogtum diese Dienste anbieten, also Gebäude, Personen oder auch Geldtransporte schützen. Die Zulassung sei für seine Firma auch nicht nötig. Denn Schmitt Security sei überwiegend für Veranstaltungssicherung zuständig, also für die Kontrollen der Taschen, der Eingänge und Notausgänge, der Zuschauer während der Veranstaltung. Und da scheint die Firma gut im Geschäft zu sein.

So war das Unternehmen am vergangenen Wochenende beim Musikfestival Rock-a-Field im luxemburgischen Roeser tätig. Am Freitag davor sorgten Mitarbeiter der Firma dafür, dass beim Europäischen Picknick, zu dem die gesamte luxemburgische Regierung samt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gekommen war, um den Beginn der Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft mit den Bürgern zu feiern, dafür, dass es kein Gedrängel gab. Auch beim Volksfest in Luxemburg-Stadt am Vorabend des luxemburgischen Nationalfeiertags war das Unternehmen ebenso eingesetzt wie nun am kommenden Sonntag bei dem Festival Rock um Knuedler mitten in Luxemburg-Stadt, bei dem die bekannte amerikanische Sängerin Anastacia auftreten wird.

Ausgelöst habe die Diskussion über die fehlende Wachschutzzulassung ein Auftrag für eine Tankstelle im luxemburgischen Leudelange, sagt Rohr. Weil dort an Wochenenden vor allem viele Jugendliche nachts Getränke kauften, sollte seine Firma dort dafür sorgen, dass es nicht zu Schlägereien und Saufgelagen der Jugendlichen vor der Tankstelle komme. Es sei nicht darum gegangen, die Kassiererin zu schützen oder Diebstähle zu verhindern, sagt Rohr. Das wäre dann nämlich Wachschutz gewesen. "Sicherlich eine Grauzone", wie der Geschäftsführer zugibt.
Ein Luxemburger Gericht sah es eindeutiger. Es verurteilte die Firma, weil sie ohne Zulassung Wachschutzdienste angeboten habe. "Wir sind dagegen in Berufung gegangen", sagt Rohr, der auch Betreiber eines Hotels in der Trierer Paulinstraße ist.

Die Affäre hat diese Woche auch das Luxemburger Parlament beschäftigt. Justizminister Félix Braz bestätigte in einer Fragestunde, dass sich Unternehmen, die ohne Zulassung Wachschutz anbieten, strafbar machten. Auf Schmitt Security ging er in seiner Rede nicht konkret ein. Rohr spricht im Zusammenhang mit den in Luxemburg erhobenen Vorwürfen von einer Hetzkampagne.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Unternehmen die Luxemburger Justiz beschäftigt hat. Weil drei Mitarbeiter zwei Besucher der Rockhal im luxemburgischen Esch, wo das Unternehmen auch tätig ist, bei einer Auseinandersetzung verletzt haben, wurden zwei von ihnen verurteilt, jeweils zu einer einjährigen Haftstrafe, die bei einem auf Bewährung ausgesetzt worden ist. Der dritte Angeklagte ist nicht vor Gericht erschienen. Auch das bestätigt Rohr. Er habe daraufhin einen der Mitarbeiter fristlos entlassen.
Der Geschäftsführer selbst ist wohl auch kein ganz unbeschriebenes Blatt. Wie er auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt, wurde er vor einiger Zeit wegen Körperverletzung verurteilt. Er bestätigt auch, dass es im Juli 2013 eine Durchsuchung der Geschäftsräume in Wasserbillig gegeben hat. Rohr bestätigt, dass das Trierer Amtsgericht ein Amtshilfeersuchen an die Luxemburger Justiz gestellt habe. Dabei soll es um zu wenig gezahlten Lohn für zwei Mitarbeiter gegangen sein.

In Luxemburg wird spekuliert, dass Schmitt Security seine Mitarbeiter aus dem Rockermilieu rekrutiert. Das bestreitet Rohr. "Einige fahren zwar Motorrad, wie ich auch, aber das sind keine Rocker." Um bei dem Unternehmen zu arbeiten, müssten die Bewerber vorher bestätigen, keine Vorstrafen zu haben und auch ein Führungszeugnis vorlegen. Rohr gibt die Zahl der Mitarbeiter, die pro Einsatz bezahlt würden, in Luxemburg mit 200 und in Deutschland mit 240 an.
Mitgesellschafter von Schmitt Security in Luxemburg und in Trier sind Hermann-Josef Scholer und sein Sohn Wolfgang Scholer. Hermann-Josef Scholer ist, wie er gegenüber unserer Zeitung bestätigt, Inhaber eines Hauses in der Trierer Karl-Marx-Straße, in dem der Motorradclub Cavemen Mieter ist. Mitglieder dieses Clubs sollen im vergangenen Jahr in Trier vier Passanten und zwei Polizisten angegriffen haben. Die Polizisten sind dabei schwer verletzt worden.

Scholer ist nicht nur Eigentümer des Hauses in Wasserbillig, in dem die Sicherheitsfirma und einige Firmen von ihm und seinem Sohn ihren Sitz haben, sondern auch Miteigentümer einer Immobilie ein paar hundert Meter weiter in der Grand Rue in Wasserbillig. Dort soll laut Luxemburger Medien der Rockerclub Hells Angels ein Treffen veranstaltet haben. Scholer, der 1997 nach eigenen Angaben wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war und derzeit (weil er nach eigenen Angaben wegen einer Erkrankung haftunfähig war) dafür eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Wittlich verbüßt (mittlerweile ist er Freigänger), betreibt in Trier zwei Bordelle, das Flatrate-Bordell Popphaus und das Haus Michelle am Bahnhof. Er betreibt die Etablissements mit der in England eingetragenen Firma A.T.B.G. Ltd., deren Inhaber und Geschäftsführer er sei, wie er unserer Zeitung bestätigte. Sein Sohn Wolfgang Scholer, der verschiedene Firmen unter anderem in Longuich (Trier-Saarburg) und Luxemburg besitzt, sagt, dass er und sein Vater trotz dieser Rotlichtgeschäfte keine "Beziehungen zu einem besonderen Milieu" unterhielten.Extra

Unternehmen, die in Deutschland im Wachschutz tätig sind, brauchen eine Zulassung nach der Bewachungsordnung. Die Zulassung erteilen die Ordnungsämter. Sie verlangen von den Betreibern unter anderem ein Führungszeugnis, einen Nachweis der finanziellen Zuverlässigkeit und eine ausreichende Haftpflichtversicherung. Alle Mitarbeiter deutscher Sicherheitsfirmen müssen eine 40-stündige Fortbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) absolvieren. In der Region gibt es laut IHK rund 40 solcher Unternehmen. In Luxemburg wird streng zwischen reinen Sicherheits- und Wachschutzfirmen unterschieden. Für Wachschutz benötigen diese eine Zulassung. wie

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