Wirtschaftsministerin Lemke verliert engste Vertraute

Mainz · Eveline Lemke und Barbara Hornbach: Lange schien zwischen die beiden grünen Frauen nicht einmal das berühmte Blatt Papier zu passen. Umso härter dürfte es die Wirtschaftsministerin getroffen haben, dass ihre engste Vertraute und Büroleiterin jüngst den Dienst quittiert hat.

Mainz. Der Ausstieg Barbara Hornbachs kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt - knapp neun Monate vor der Landtagswahl. Eine Personalie, die im politischen Mainz aufhorchen ließ, als sie vor wenigen Tagen von der Zeitung Rheinpfalz publik gemacht wurde. Der Vorfall roch nach einem Zerwürfnis.Berühmte Unternehmerfamilie



Barbara Hornbach war nicht irgendwer. Ihr Mann stammt aus der Unternehmerfamilie, deren Name einer der größten Bau- und Gartenmärkte in Europa trägt. Die Hornbach-Baumarkt-AG mit Sitz in Bornheim (Pfalz) macht Milliardenumsätze. Barbara Hornbach saß in der Geschäftsleitung des Beratungsunternehmens Corivus AG, das ihr Ehemann betreibt. Die Firma sitzt in Neustadt. Dort hatte Hornbach 2009 als Kandidatin bei der OB-Wahl imponierende 35,1 Prozent der Stimmen geholt.
Es gab also gute Gründe, Barbara Hornbach ins Wirtschaftsministerium zu berufen. Ihre Verpflichtung galt im Mai 2011 als Coup mit Signalwirkung an die rheinland-pfälzische Wirtschaft. Lemke und Hornbach verstanden sich zudem so gut, dass sie in Mainz für längere Zeit in einer Wohngemeinschaft zusammenlebten.
Hornbach kann gewinnend sein, hat Charme, ist diskret. Doch von Anfang an wurden auch Gerüchte laut, dass sie das Amt der Büroleiterin unterschätzt hatte. Lemke, Hornbach und andere Grüne hatten es nicht leicht. Die Anzahl der Beamten, die sich für grüne Visionen erwärmen konnten, dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Und Politiker mit wirtschaftlichem Sachverstand hatte die Ökopartei ohnehin nicht in Hülle und Fülle. Die grüne Personaldecke in diesem Bereich ist bis heute dünn.

Manche erzählen, dass Hornbach ausgleichend wirkte, andere bestreiten dies. Viele bescheinigen ihr organisatorisches Talent. Aber in inhaltlichen Fragen soll sie häufiger nicht sattelfest gewesen sein, erzählt man in Mainz. "Wenn es heikel wurde, ging man zu Giuseppe Lipani", heißt es. Der Grundsatzreferent soll der heimliche Büroleiter gewesen sein. Nicht umsonst folgt er nun Marc Decker als stellvertretender Regierungssprecher in die Staatskanzlei.
Mit dem Wechsel Lipanis hatte Hornbach ihre verlässlichste Stütze verloren. Nicht wenige glauben, dass sie deswegen die Reißleine zog und ging. Zudem existieren private Motive für ihren Rückzug. Ein Zerwürfnis, wie das zwischen Lemke und ihrem Kurzzeit-Staatssekretär Ernst-Christoph Stolper, gab es wohl nicht. Die beiden Frauen sollen weiter befreundet sein.
Eine Nachfolgerin für Hornbach ist angeblich auch schon gefunden. Iris Dombrowski wird als neue Büroleiterin gehandelt. Sie ist derzeit in der Berliner Landesvertretung. DBExtra

Der Leiter des Ministerbüros, kurz LMB, gehört zu den einflussreichsten Mitarbeitern eines Ministeriums. Er muss seinem Minister den Rücken freihalten, politische Sprengsätze und menschliche Spannungen entschärfen. Der LMB ist quasi die rechte Hand des Ministers. Wer den stressigen Fulltime-Job gut macht, kann leicht weiter aufsteigen. DB

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