Würdiger Ort für die letzten Tage

TRIER. Acht freundliche, helle Zimmer für todkranke Menschen sollen im Hospizhaus für die Region Trier entstehen. Kurz nach Beginn der Umbau-Arbeiten wird das Konzept für die neue Einrichtung langsam sichtbar.

 Auf der Suche nach optimalen Lösungen: Bauherr Herbert Reh und die Architekten Ulrich Pasucha und Peter Hofer (von links). Foto: Dieter Lintz

Auf der Suche nach optimalen Lösungen: Bauherr Herbert Reh und die Architekten Ulrich Pasucha und Peter Hofer (von links). Foto: Dieter Lintz

Vor jedem Aufbau steht der Abriss. Und so sieht das künftige Hospizhaus in der Trierer Ostallee derzeit aus wie eine Großbaustelle. Die hässlichen Anbau-Gebäude sind bereits verschwunden, die Reste der Innen-Einrichtung ruhen in riesigen Containern vor der Tür. Die alte Villa, die direkt gegenüber dem Landesmuseum liegt, muss fit gemacht werden für schwierige neue Aufgaben - und das bedeutet viel mehr Umbau-Bedarf als ein Laie vermutet. Stiftung hofft auf Unternehmen

Isolierung, krankenbettgeeignete Durchgänge, ein entsprechender Aufzug: Da bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Die Bauvorschriften haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert, und so müssen manches Treppengeländer und mancher Türsturz den aktuellen Normen angepasst werden. Auf gut 1,2 Millionen Euro sollen sich die Umbaukosten einpendeln. Die Hospiz-Stiftung hofft nach wie vor auf Unternehmen, die helfen, die Kosten zu senken. Eines lässt sich an den Plänen schon jetzt ablesen: An den künftigen Bewohnern des Hauses wird nicht gespart. Um das Ziel, ihnen die letzten Lebenswochen und -monate zu erleichtern, dreht sich die ganze Planung. Jedes der acht Zimmer wird um die 20 Quadratmeter umfassen, plus großzügiger Nasszelle. Die Räume liegen zum Garten hinaus, niemand muss sich mit Straßenlärm herumplagen. "Wir fühlen uns auch gegenüber den Bürgern zu soliden Lösungen verpflichtet", sagt Herbert Reh von der Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung, die das Haus zur Verfügung stellt. Reh verweist auf das starke Engagement der Bevölkerung für die TV-Aktion Da-Sein. Ein großes Spezialbadezimmer wird auch Schwerstkranken das Baden ermöglichen. "Ein Stück Genuss, das noch bleibt", nennt Franz-Josef Tentrup von der Hospizstiftung diese aufwändige Einrichtung. Hinter dem Haus wird eine großzügige Terrasse angelegt, leicht erreichbar. In den Garten führt eine Rampe, die es erlaubt, Menschen in ihrem Bett in den Garten zu fahren. Ein Herzstück des Hospizhauses soll das gemeinsame "Wohnzimmer" im alten Salon des Erdgeschosses werden. "Wintergarten-Atmosphäre" wünscht sich Herbert Reh. Dafür wird die Rückfront eigens ein Stück erweitert. Kleinere, der Gebäudestruktur angemessene Anbauten schaffen den nötigen Platz für die Infrastruktur. Charakter des Hauses bleibt erhalten

Generell soll der Charakter des Hauses erhalten werden. Im ersten Stock wird es einen "Raum der Stille" geben, wie er in Hospizhäusern zur festen Einrichtung gehört - schließlich muss auch die Trauer einen Ort haben. Im zweiten Stock findet der Hospizverein seine Heimat. Nach langen Diskussionen hat man beschlossen, den Aufzug bis unters Dach zu führen, trotz der Mehrkosten. Das ermöglicht schwer kranken Menschen und ihren Angehörigen einen unmittelbaren Zugang zu den Beratungsangeboten des Vereins. "Uns war wichtig, barrierefrei erreichbar zu sein", betont Maria Brandau vom Hospizverein. Eine der vielen Fragen, die im Bauausschuss zwischen Architekten, Bauherren und Hospizstiftung geklärt - und manchmal auch ausgekämpft - werden mussten. Der Kompromiss zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren hat seine Zeit gebraucht, aber hinter dem gefundenen Konzept können alle Beteiligten stehen. Das wird auch nötig sein, denn professionelles Management und ehrenamtliches Engagement werden im künftigen Hospizhaus gemeinsame Tragsäulen der Arbeit sein. Neben dem hauptberuflichen Personal, das die gemeinnützige Träger-GmbH beschäftigt, sollen mindestens 15 ehrenamtliche Mitarbeiter Aufgaben im Haus übernehmen. Das müssen nicht ausschließlich Sterbebegleiter sein, versichert der Hospizverein. "Einkaufen, Behördengänge, die Betreuung von Angehörigen, Arbeiten rund ums Haus sind genauso wichtig", sagt Maria Brandau. Wer sich den unmittelbaren Umgang mit Sterbenden nicht zutraut, aber die Hospiz-Idee trotzdem unterstützen will, für den finden sich vielfältige Aufgaben. Informationen beim Hospizverein, Telefon 0651/44656. Spendenkonto der Hospiz-Stiftung: 212100, Sparkasse Trier

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