Zentimeter um Zentimeter kriecht die Gefahr nach oben

Trier/Schweich · Kampf gegen die Fluten und um Aktenordner: Berufsfeuerwehrmann Markus Schmitt (46) aus Pfalzel und Christoph Kreusch (49) vom Wassersport- und Freizeitzentrum in Schweich waren 1993 dabei, als beim Jahrhundertwasser an der Mosel gerettet wurde, was zu retten war.

 Land unter: 20 Jahre ist es her, dass die Jahrhundertflut an der Mosel und ihren Nebenflüssen das Weihnachtsfest für viele Menschen zu einem Alptraum hat werden lassen.

Land unter: 20 Jahre ist es her, dass die Jahrhundertflut an der Mosel und ihren Nebenflüssen das Weihnachtsfest für viele Menschen zu einem Alptraum hat werden lassen.

Foto: Volksfreund-Archiv

Alle Jahre wieder zu Weihnachten ist das Jahrhunderthochwasser Thema in der Familie von Markus Schmitt. Der Berufsfeuerwehrmann war damals 26 Jahre alt und hatte gerade seine Prüfung in der Tasche. Von der Zeugnisausgabe fuhr er geradewegs ins Hochwasser-Krisengebiet, und das vor der eigenen Haustür in Pfalzel: "Der Schutzdamm hatte einiges abgehalten", sagt Schmitt. Doch bei elf Metern sei Schluss gewesen.

Die Rettung: "Jeder, aber wirklich jeder, hat mitgeholfen, Sandsäcke zu füllen", sagt der Feuerwehrmann rückblickend. Damit sei der Damm erhöht worden. Die Hilfsbereitschaft sei beeindruckend und erfolgreich gewesen, entsinnt sich der Trierer Feuerwehrmann. Gemeinsam wurde der Kampf gegen die Naturgewalten gewonnen, die Schäden waren minimal, wie Schmitt noch weiß. Anders als etwa moselaufwärts im Martinerfeld in Trier-Pallien. "Öltanks waren umgekippt", erinnert er sich. Der Ortsbezirk Pfalzel liegt im Hochwassergebiet der Mosel, und nachdem mit 11,28 Meter ein Rekordwasserstand erreicht worden war, wurden Konsequenzen gezogen: "Es wurden etwa Aluminiumprofile angeschafft, mit deren Hilfe der Damm im Ernstfall erhöht werden kann", sagt der 46-Jährige. "1993 war dann ein sehr friedliches Weihnachtsfest", erinnert sich Schmitt. Geschafft vom Hoffen, Füllen und Schleppen hätten alle frühzeitig in den Betten gelegen.

Auch ein paar Meter flussabwärts, in Schweich, war vor 20 Jahren Land unter: "Wir mussten unseren Skiurlaub in Österreich abbrechen, als der Pegel bei über neun Metern stündlich zehn, fünfzehn Zentimeter stieg", erinnert sich Christoph Kreusch (49) vom Wassersport- und Freizeitzentrum in Schweich, zu dem auch der Fährturm gehört.

Zu Hause stand Kreusch vor "viel Wasser". "Im Fährturm stand es sogar im ersten Stock", sagt er. Mit dem Boot sei er rangefahren. Drinnen begegnete Kreusch schwimmenden Matratzen und Aktenordnern, die mit Moselwasser umspült waren, so seine Erinnerung. "Wir konnten die Akten retten und haben Blatt für Blatt in unserer Halle ausgelegt und getrocknet."

Um sich einen Überblick über das Ausmaß zu verschaffen, sei er mit dem Boot sogar über die Kenner Flur gefahren - dort wo man sonst nicht schippern kann. Wie hoch der Schaden, für den keine Versicherung aufkam, am Ende war, weiß Kreusch nicht mehr. Über das Jahrhunderthochwasser werde in seiner Familie an Weihnachten nie gesprochen, nur Fotos erinnerten noch daran. "Wer an der Mosel lebt, muss mit nassen Füßen rechnen", sagt Kreusch. Der Diskussion nach der Katastrophe, ob die Eingriffe des Menschen in die Natur für das Ausmaß mit verantwortlich waren, hält der 49-Jährige entgegen: "Im 18. Jahrhundert soll der Wasserstand der Mosel noch höher gewesen sein."

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