"Zu Christen zweiter Klasse degradiert"

SAARBRÜCKEN/TRIER. Der Vatikan hat die Suspendierung Gotthold Hasenhüttls bestätigt. "Ein Rückfall in vorkonziliare Zeiten", meint der Saarbrücker Priester, der am Rande des Katholikentags 2003 die Kommunion auch an evangelische Christen verteilt hatte.

Die Entscheidung kommt wenig überraschend: Die vom heiligen Stuhl in Rom beauftragte Glaubenskongregation der Katholischen Kirche hat die Suspendierung des katholischen Priesters und Theologie-Professors Gotthold Hasenhüttl per Dekret bestätigt. Hasenhüttl hatte am 29. Mai 2003 am Rande des Ökumenischen Kirchentags in Berlin einen Gottesdienst zelebriert, in dem die Kommunion auch mit evangelischen Christen geteilt wurde. Soviel Ökumene ging der Katholischen Kirche zu weit. Der zuständige Bischof Reinhard Marx suspendierte Hasenhüttl vom Dienst, den der Ruhestands-Pfarrer und emeritierte Professor der Saarbrücker Uni unter anderem als Aushilfe einer Saarbrücker Pfarrei versieht. Gegen diese am 17. Juli 2003 getroffene Entscheidung hatte Hasenhüttl Rekurs, also Widerspruch, eingelegt, den der Vatikan nun zurückgewiesen hat. Es sei nicht möglich, "einer Person die Kommunion zu reichen, die nicht getauft ist oder die die unverkürzte Glaubenswahrheit über das eucharistische Mysterium zurückweist", heißt es nach Angaben Hasenhüttls in dem Schreiben aus Rom. Das sei ein "Schlag ins Gesicht aller ökumenischen Bemühungen", kommentierte Hasenhüttl. Protestanten würden "zu Christen zweiter Klasse degradiert", die "nicht würdig sind, die Eucharistie zu empfangen". Die Stola endgültig an den Nagel hängen musste der 70-Jährige dennoch nicht sofort. Denn das Widerspruchs-Verfahren hatte aufschiebende Wirkung. Und auch gegen die nun in Rom getroffene Entscheidung kann Hasenhüttl - letztmalig - Rekurs einlegen. Dies habe er bereits getan, sagte er gestern dem TV . Auch seine kirchliche Lehrerlaubnis bleibt dem emeritierten Theologie-Professor vorläufig erhalten. Er betreut nach wie vor Examenskandidaten und Doktoranden. Erst nach der endgültigen Entscheidung aus Rom will Bischof Marx eine Entscheidung treffen. Wie sie ausfallen wird, scheint klar: Hasenhüttl dürfte die Lehrerlaubnis verlieren.Signal im Vorfeld des Katholikentags

Dass die Entscheidung über den ersten Rekurs ausgerechnet dieser Tage fiel, könnte zumindest in Richtung Ulm als römischer Wink mit dem Zaunpfahl interpretiert werden. Dort steht vom 16. bis 20. Juni der nächste Katholikentag an. Die kirchenkritischen Organisationen "Wir sind Kirche" und "Initiative Kirche von unten" haben angekündigt, auf gemeinsame Abendmahlfeiern diesmal zu verzichten. Es mache keinen Sinn, erneut "einen Pfarrer zu verheizen", sagte Christian Weisner von "Wir sind Kirche" kürzlich dem Evangelischen Pressedienst. Der damals "verheizte" Hasenhüttl wird allerdings unverdrossen bei einer Diskussionsrunde wieder mit dabei sein. Nicht im offiziellen Programm, versteht sich. Dafür bei einem Thema, in dem er sich auskennt: "Eucharistische Gastfreundschaft am Ende? - Wohin mit der Ökumene?"

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