Zu viel kassiert, zu wenig bezahlt

Weil er jahrelang Häuslebauer und Handwerker über den Tisch gezogen und um Hunderttausende Euro betrogen haben soll, muss sich demnächst ein 48-jähriger Mann vor dem Trie rer Landgericht verantworten. Der Angeklagte war Geschäftsführer mehrerer Bau-Firmen.

Trier. Es ist eine ungewöhnliche Mitteilung, die die Trie rer Staatsanwaltschaft Anfang des Jahres im Bundesanzeiger veröffentlicht: Unter der Überschrift Strafsachen und einem Aktenzeichen ist da von einem Verfahren gegen einen Saarländer die Rede, gegen den wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung ermittelt werde. Der interessanteste Passus folgt anschließend: Um mögliche Ansprüche von Geschädigten abzusichern, sei ein sogenannter dinglicher Arrest in Höhe von insgesamt einer dreiviertel Million Euro angeordnet worden.Heißt im Klartext: Um zu verhindern, dass geprellte Zeitgenossen womöglich leer ausgehen, hat die Justiz schon mal vorsorglich auf diverse Eigentumswohnungen, Lebensversicherungen und einen Jaguar Cabriolet des Saarländers den Daumen draufgelegt. Gläubiger sollen so in die Lage versetzt werden, wenigstens einen Teil ihrer finanziellen Ansprüche geltend machen zu können. Der ehemalige Bau-Unternehmer, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll Häuslebauer und Handwerker jahrelang betrogen haben. Mehrere Geschädigte kommen aus der Region Trier. Chef-Staatsanwalt Horst Roos spricht von "einem der größten Fälle dieser Art, den wir je hatten". Allein die inzwischen beim Landgericht eingereichte Anklageschrift gegen den wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 36 Fällen beschuldigten Mann umfasst 120 Seiten. Eine Trierer Staatsanwältin hat sich monatelang mit nichts anderem befasst."Es ist schwierig, das nachzuweisen"

Jahrelang soll der gelernte Techniker mit der betrügerischen Masche aktiv gewesen sein, bevor ihm die Ermittler das Handwerk legten. Als Geschäftsführer mehrerer Firmen zur Errichtung schlüsselfertiger Häuser soll der heute 48-Jährige von den Bauherren Abschlagszahlungen kassiert haben, ohne die entsprechenden Leistungen erbracht zu haben.Handwerksfirmen soll er laut Staatsanwaltschaft um ihren verdienten Lohn betrogen haben, indem er unter Verweis auf angebliche Bau-Mängel einfach nicht oder nur einen geringen Teil gezahlt habe. "Er kassierte zu viel und bezahlte zu wenig", bringt einer der Ermittler die angebliche Masche des Angeklagten auf den Punkt. Die Fahnder kamen dem Saarländer erst auf die Schliche, als immer mehr Strafanzeigen eingingen. "Es ist schwierig, so etwas nachzuweisen", sagt Chef-Staatsanwalt Roos. "Erst wenn eine bestimmte Menge da ist, wird ein Bild draus."Der Angeklagte saß zunächst in Untersuchungshaft; inzwischen aber ist der Haftbefehl wieder außer Vollzug gesetzt worden. Der Prozess gegen den Ex-Bau-Unternehmer wird vermutlich in der zweiten Jahreshälfte stattfinden. Wird der Mann verurteilt, drohen ihm bis zu zehn Jahre Gefängnis.

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