Zu wenig Kontrolleure für viele Lebensmittel-Sünder

Trier · Seit 1. September müssen die Behörden Schmuddelbetriebe, bei denen Hygienemängel festgestellt wurden, öffentlich machen. In der Region steht derzeit allerdings noch kein Betrieb am Internetpranger.

Trier. 14 000 Betriebe gibt es in der Region, die in irgendeiner Form etwas mit Lebensmitteln zu tun haben: Restaurants, Metzgereien, Bäckereien, Lebensmittelhersteller. Kontrolliert werden sie von 15 (!) Lebensmittelkontrolleuren, die bei den Kreisverwaltungen und der Stadt Trier beschäftigt sind. 1400 Betriebe habe man derzeit "im Bestand", sagt Ralf Frühauf, Sprecher der Stadt Trier. Einige dieser Betriebe würden mehrfach im Jahr unter die Lupe genommen, je nach Ergebnis. Daneben gebe es sogenannte Verdachtskontrollen - solche also, bei denen die Vermutung besteht, dass Hygienemängel existieren. Außerdem gebe es Kontrollen etwa aufgrund von Gäste-Beschwerden, erläutert Frühauf. Viel Arbeit also für die vier bei der Trierer Stadtverwaltung beschäftigten Lebensmittelkontrolleure. Trotzdem ist man zufrieden mit der Zahl der Überprüfungen. Mit vier Lebensmittelüberwachern werde die Kontrolldichte allen Beteiligten gerecht, sagt der zuständige Dezernent im Trierer Rathaus, Thomas Egger.
Und das, was die Prüfer bei ihrer Arbeit so alles zu sehen bekommen, ist oft ziemlich ekelerregend. So entdeckten sie in diesem Jahr in einem Trierer Restaurant dicke Schimmelflecken auf den Gummi-Dichtungen des Kühlschranks, eine total verdreckte Spülmaschine und einen völlig verschmutzen Boden - 3500 Euro Geldbuße musste der Inhaber des Betriebes zahlen.
Einen Imageschaden muss er hingegen nicht fürchten. Denn der Name der Gaststätte ist nicht genannt worden. Eigentlich sollten die für die Lebensmittelkontrolle zuständigen Behörden seit 1. September die Hygiene-Sünder im Internet anprangern. Paragraf 40 des Lebensmittel- und Futtergesetzes schreibt den Kommunen vor, "bei einem hinreichenden Verdacht, … die Öffentlichkeit unter Benennung des betroffenen Unternehmers über bestimmte herausgehobene Verstöße im Bereich des Lebensmittelrechtes zu informieren."
In Trier gibt es eine solche Seite seit gestern. Allerdings muss man, genau wie auf den Internetseiten von Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und Eifelkreis Bitburg-Prüm, erst intensiv suchen, bis man die "Verstöße gegen das Lebensmittelrecht" findet. Auf allen vier Seiten heißt es übereinstimmend: "Derzeit liegen keine Veröffentlichungen vor". Das gilt übrigens auch für andere Städte in Rheinland-Pfalz wie Koblenz. Überall dort, wo es die entsprechenden Informationen gibt, muss der Verbraucher lange suchen, zumeist über die Auflistung einzelner Ämter, bis er zu den entsprechenden Unterseiten kommt. Im Vulkaneifelkreis gibt man sich abwartend, verweist auf die rechtlich ungeklärte Situation.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch sieht in der Veröffentlichung von Schmuddelbetrieben eine Möglichkeit, die Missstände zu verringern. Die Beanstandungsquoten der Lebensmittelkontrolleure lägen immer "im selben, unnötig hohen Bereich". Es würden "in großer Zahl "Hygienemängel entdeckt. Solange die Ergebnisse der Kontrollen den Verbrauchern aber vorenthalten werden, würden Missstände nicht abgestellt werden, kritisiert Foodwatch.
Bundesweit haben Lebensmittelkontrolleure 2011 in mehr als jedem vierten Lebensmittelbetrieb Verstöße festgestellt. Untersucht wurden 550 000 Betriebe - bei knapp 27 Prozent gab es laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Grund zur Beanstandung. Die Behörden untersuchten bundesweit mehr als 400 000 Lebensmittelproben. Davon wurden 13 Prozent beanstandet. Betroffen waren mit 22 Prozent "Lebensmittel für besondere Ernährungsformen", etwa Sportlernahrung oder Mittel zur Gewichtsreduktion.Extra

Die Überwachungsbehörden der rheinland-pfälzischen Kommunen haben bei 45 000 Besuchen etwa 27 000 Betriebe kontrolliert, die Lebensmittel herstellen, weiterverarbeiten oder in den Handel bringen. Etwa die Hälfte der über 15 000 festgestellten Verstöße betraf die Betriebshygiene, ein Viertel das Hygienemanagement, etwa unzureichende Eigenkontrollen und Mitarbeiterschulungen. In der Region gibt es 15 Lebensmittelkontrolleure für 14 000 Betriebe. In Trier und Trier-Saarburg sind jeweils vier, im Eifelkreis Bitburg-Prüm drei, im Vulkaneifelkreis ist einer und in Bernkastel-Wittlich sind drei Kontrolleure beschäftigt. wie

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