Zum Verkauf wird ein Mythos präsentiert

Nürburg · Die Insolvenzverwalter des Nürburgrings haben gemeinsam mit dem Wirtschaftsberatungsunternehmen einen aufwendigen Prospekt gestalten lassen, mit dem potenzielle Käufer vom Potenzial der Anlage überzeugen wollen.

Die Verkaufsanzeigen sind geschaltet, die ersten potenziellen Verkäufer bekunden ihr Interesse. Der Investorenprozess am Nürburgring läuft trotz harscher Kritik aus der Eifelregion an. Wer sich für Rennstrecken, Hotels, Ferienpark oder das Partydorf Grüne Hölle interessiert, bekommt von der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG eine umfassende und vertrauliche Erstinformation, einen sogenannten "Teaser". Damit kann sich ein potenzieller Investor einen Überblick verschaffen. Ziel ist natürlich, die Qualitäten des Nürburgrings herauszustreichen, um ihn nicht unter Wert zu verkaufen.

Die Aufmachung des Teasers: Die rund 50 Seiten wirken wie ein aufwendiger Hochglanz-Verkaufsprospekt - knallig, wertig, pointiert, eine Mischung von sachlicher Information und emotionalen Botschaften. Die Seiten stecken voller Bilder, Grafiken, Diagramme und Karten.
Wie der Nürburgring zum Verkauf beworben wird: Auf der Titelseite wird der Ring als "the world's leading racing resort", also als das Mekka des Motorsports gepriesen. Von einer "weltweit einmaligen Motorsportdestination" ist die Rede. Unter den Kernqualitäten tauchen etwa auf: eine "sehr gute logistische Anbindung", langfristig planbare Umsätze und ein "Neuanfang ohne Altlasten". Unter ausgewählten Kennzahlen firmieren: 74.Millionen Medienkontakte für den Nürburgring pro Jahr, 5,8.Millionen Kilometer Touristenfahrten, 700.000 Besucher, 500.000 verkaufte Tickets und 100.000 Tribünenplätze. Dazu kommen 1000 Hotelbetten und rund 200 Motorsportveranstaltungen. Getragen werde das alles durch einen Mythos, heißt es weiter.
Wie die Rennstrecken angeboten werden: Die Nordschleife ist bereits die Titeloptik. Der Nürburgring mit seinen zwei Rennstrecken erscheint als "Legende des Motorsports" mit "90 Jahren einzigartiger Rennsporthistorie". Die Nordschleife wird als "20,8 Kilometer Asphalt, der seinesgleichen sucht" vermarktet, die Grand-Prix-Strecke als "Arena des modernen Rennsports".
Wie die Marke Nürburgring bewertet wird: Hier heben die Autoren auf die Rennstrecken als "emotionale Marke". Sie sprechen von einem "außergewöhnlich hohen Bekanntheitsgrad unter 400.Millionen Motorsportbegeisterten weltweit und mehr als 20.Millionen Motorsportbegeisterten in Deutschland". Allein die Nordschleife kennen demnach weltweit 80.Prozent aller Motorsportanhänger. Die "Marke Nürburgring" ist, so der Prospekt, 95.Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ein Begriff. Die Motorsportveranstaltungen am Ring würden von 74 Millionen Fans weltweit verfolgt.
Welche Perspektiven aufgezeigt werden: Im Nürburgring sollen historische Gesamtinvestitionen von 700 Millionen Euro stecken. Als Pluspunkt wird eine "treue und langjährige Kundenbasis" genannt - sowohl beim Industriepool (Testfahren der Autokonzerne) als auch bei den Motorsportevents und Touristenfahrten. Bis 2016 wird mit einer Umsatzsteigerung bis auf gut 60 Millionen Euro gerechnet. . #Wie das öffentliche Zugangsrecht erwähnt wird: Hier wird informiert, dass die Landesregierung ein Gesetz plant, um den öffentlichen Zugang zu den Rennstrecken festzuschreiben.
Was zum Ringwerk, Warsteiner Event-Center und Boulevard in dem Dokument steht: Diese Verlustbringer des Freizeitparks werden nur am Rande erwähnt. Der Prospekt soll wohl eher Lust auf den Ring machen.
Wie über die Turbulenzen der Vergangenheit gesprochen wird: Ebenfalls nur in Andeutungen.

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