Zusammenschluss von Städten und Industrie erarbeitet neue Verkehrskonzepte

Stuttgart · Die Idee von sieben Großstädten und der Automobilindustrie, neue Konzepte für den Verkehr in Ballungsräumen zu entwickeln, löste lange in der Stuttgarter Stadtverwaltung wenig Euphorie aus

Die Landeshauptstadt ist bundesweit für Verkehrsprobleme, drohende Fahrverbote sowie das Überschreiten von Luftqualitätsgrenzen bekannt. Da verwunderte es schon, dass Stuttgart nicht dabei war, als letztes Jahr sieben deutsche Städte zusammen mit der Automobil-Industrie die "Plattform Urbane Mobilität" gegründet haben. Wie der Chef des Auto-Branchenverbandes VDA, Matthias Wissmann, erklärte, wollen Unternehmen und Kommunen dabei "innovative Lösungen für urbane Mobilität" entwickeln. Es geht darum, Lärm und Schadstoffe zu reduzieren, Staus mit IT-Technik zu verhindern und neue Geschäftsmodelle für den Verkehr in der Stadt zu entwickeln.

Man könnte meinen, dass Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) sich da nicht lange bitten lassen muss, um an der Initiative von Hamburgs erstem Bürgermeister, Olaf Scholz (SPD), mit dem Branchenverband mitzumachen. Zumal die Automobilindustrie, die in seiner Stadt und im Ballungsraum angesiedelt ist und sich um Geschäftsmodelle in der Zukunft sorgt, sofort dabei war. Daimler macht mit, Porsche macht mit, Bosch macht mit, und außerdem noch BMW, Continental, Schaeffler sowie VW-Nutzfahrzeuge. München, die Stadt, mit der sich Stuttgart gern messen würde, war von Anfang an ebenso dabei wie Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Hannover, Leipzig und eben Ludwigsburg, die einzige Stadt in der Plattform, die nicht Landeshauptstadt und nicht Stadtstaat ist. Vor einem Jahr wurde die Plattform offiziell gegründet. Man kommt voran. Wie man hört, werden "aktuell in verschiedenen Pilotprojekten erste Lösungen erarbeitet". Ziel sei eben auch, Deutschland als weltweit führenden Standort für stadtverträgliche Lösungen im Bereich Mobilität und Logistik zu positionieren. Da drängt sich die Frage auf: Und Stuttgart? Warum ist Stuttgart nicht dabei? Ist man im Umfeld von Kuhn nicht überzeugt von dem Konzept?

Auf Nachfrage unserer Zeitung dämpft die Pressesprecherin der Stadt, Jana Braun, die Erwartungen: "Dahinter steht kein Drama.". Der Zusammenschluss von Kommunen und Industrie sei eine gute Sache. In der Stuttgarter Stadtverwaltung frage man sich auch schon länger, warum die Landeshauptstadt nicht von der ersten Stunde an mit von der Partie gewesen sei. Sie sagt, inzwischen sei die Angelegenheit längst korrigiert. "Stuttgart ist bereits Mitglied der Plattform. Schon beim letzten Treffen war Stuttgart dabei", so Jana Braun. Nun gut. Die Auskunft verwundert aber ein wenig. Stand heute taucht Stuttgart nicht als teilnehmende Kommune im Internetauftritt der Plattform auf. Ob denn die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit darüber informiert habe, dass Stuttgart inzwischen zur Plattform dazu gestoßen ist? Braun: "Nein, das haben wir nicht gemacht."

Tatsächlich haben sich die Mitglieder der Plattform Ende Mai in Berlin getroffen. Anschließend wurde eine Pressemitteilung verbreitet. Jörg Lamparter, Chef von Daimlers Start up für Mobilität Moovel, kommt auch zu Wort: Er freue sich sehr, dass bei der Plattform "viele Kräfte gebündelt werden, um die Chance der Digitalisierung zu nutzen". Klar ist aber: Zumindest bei der Präsentation am 30. Mai in Berlin sind darunter eben noch nicht die Kräfte aus der Stuttgarter Stadtverwaltung. Wie bei der Plattform zu hören ist, soll Stuttgart aber in den nächsten Tagen dazu stoßen. Offiziell.

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