Zwei Gleise für Europa

OTZENHAUSEN. Schneller mit dem Zug nach Frankreich und Luxemburg, ein einheitliches Nahverkehrskonzept für die Großregion. Über diese ehrgeizigen Pläne diskutierten gestern Parlamentarier aus Luxemburg, Frankreich, Wallonien, dem Saarland und Rheinland-Pfalz im saarländischen Otzenhausen.

 Kürzlich wurde die Obermoselstrecke saniert, nun soll sie teilweise eingleisig werden. TV-Foto: Peter Hacker

Kürzlich wurde die Obermoselstrecke saniert, nun soll sie teilweise eingleisig werden. TV-Foto: Peter Hacker

Dass der 500 Meter lange Eisenbahntunnel bei Nittel (Kreis Trier-Saarburg) irgendwann mal von europäischer Bedeutung sein könnte, hätte vor einiger Zeit auch niemand gedacht. Seit die Bahn jedoch im vergangenen Jahr angekündigt hat, den in die Jahre gekommenen Tunnel endlich zu sanieren und dabei das zweite Gleis darin zu entfernen, regt sich Widerstand. Ziel: Das zweite Gleis erhalten. Wenn ab Juni der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV von Luxemburg über Thionville und Metz nach Paris rollt, will die Region den Anschluss nicht verlieren. Die Anbindung über Luxemburg besteht, doch dauert eine Fahrt von Wittlich ins Großherzogtum fast genauso lang wie von dort mit dem TGV nach Paris. Also sucht man nach Alternativen für den Anschluss an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz - etwa von Trier nach Metz. 70 Minuten könnte die Fahrt zwischen den beiden Partnerstädten dauern, wenn es denn eine regelmäßige Verbindung gäbe. Bislang endet die Fahrt in Perl, wer weiter nach Frankreich will, muss von dort über die Grenze ins 500 Meter entfernte Apach marschieren. Im Sommer soll es zumindest an Wochenenden durchgehende Verbindungen nach Metz von Trier aus geben. Soll der Verkehr aber ausgeweitet werden, sei eine durchgängige Zweigleisigkeit unabdingbar, sagte Matthias Schwalbach, Sprecher des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Großregion gestern in Otzenhausen. Dort tagte die Verkehrskommission des interregionalen Parlamentarier-Rats und verabschiedete einstimmig eine Resolution gegen die Bahnpläne für den Nitteler Tunnel. 23 Millionen Euro sind für den Rückbau zur Eingleisigkeit vorgesehen, 33 Millionen würden der Erhalt und die Sanierung des zweiten Gleises kosten. Trier-Saarburgs Landrat Günther Schartz bezeichnete die Obermoselstrecke sogar als einen der zentralen europäischen Verkehrswege, der bislang völlig unter Wert verkauft worden sei. In der Tat spielt die Strecke auch für den Güterverkehr eine bedeutende Rolle. Die in Brüssel sitzende Gesellschaft Ferrmed vermarktet den Schienengüterverkehr zwischen Skandinavien und Südeuropa. Eine der Strecken könnte entlang der Obermoselstrecke verlaufen. Bedingung ist jedoch laut Ferrmed eine komplette Zweigleisigkeit aller Strecken. Schartz kritisierte, dass es bei der Bahn keine grenzüberschreitenden Planungen gebe. Das stößt auch in Lothringen auf Unverständnis. Man habe erheblich in Bahnstrecken wie von Apach nach Thionville investiert, machte ein Vertreter des lothringischen Regionalrates deutlich. Daher sei man auch darauf angewiesen, dass Bahnreisende aus Deutschland die Strecke benutzen. Die Haltung der Bahn gefährde das Nahverkehrs-Netz der Großregion.Bahn sendet widersprüchliche Signale

Doch die Entscheidung für den eingleisigen Rückbau des Tunnels scheint kaum abwendbar. Denn Bahn-Vorstand Otto Wiesheu hat in einem Brief an den saarländischen Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi erklärt, dass selbst bei einer stärkeren Auslastung der Obermoselstrecke ein Gleis im Nitteler Tunnel ausreiche. Ein Widerspruch zu den derzeit von den beiden Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster (CDU) und Karl Diller (SPD) verbreiteten Botschaften, dass die Bahn den Rückbau prüfe und bei Bedarf eine zweite Tunnel-Röhre ins Auge fasse. Mindestens so ehrgeizig wie die Verbindung Trier-Metz ist die direkte Bahnanbindung von Merzig nach Luxemburg. Merzigs Oberbürgermeister Alfons Lauer stellte in Otzenhausen seine Vision einer Tramverbindung vor, ernte dafür die Zustimmung der Abgeordneten und die Ablehnung aus dem saarländischen Wirtschaftsministerium, das die Idee für unfinanzierbar hält.

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