Zwei Versionen eines Verbrechens

Trier · Im Prozess um den zehn Jahre zurückliegenden tödlichen Raubüberfall auf einen Eifeler Geschäftsmann ist gestern einer der vier Angeklagten schwer belastet worden. Zwei Zeugen sagten aus, dass der 30-Jährige ihnen gegenüber seine Beteiligung an der Tat eingestanden habe.

Zwei Versionen eines Verbrechens
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier. Ist Manni G. ein Geschichtenerzähler, der sich gerne wichtig macht und es dabei mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nimmt? Oder belastet den 30-jährigen Eifeler seine angebliche Beteiligung an dem inzwischen zehn Jahre zurückliegenden Gewaltverbrechen in Mehren (Vulkaneifelkreis) so sehr, dass er sein Herz schon mal ausschütten muss?
Diese Fragen dominierten den dritten Verhandlungstag im Trie rer Prozess gegen vier Männer im Alter zwischen 28 und 46 Jahren, die in der Nacht vor Heiligabend 2005 einen Geschäftsmann überfallen, brutal zusammengeschlagen und beraubt haben sollen. Manni G. (Name von der Redaktion geändert) soll seine Beteiligung an der Tat vor vier Jahren einer Mitpatientin gegenüber gestanden haben. Die beiden hatten sich in einer stationären Therapie kennengelernt, in der der wegen Drogenkonsums und Einbrüchen polizeilich in Erscheinung getretene Mann lernen sollte, seine Suchtprobleme in den Griff zu bekommen.
"Da hat er mir in einem Vieraugengespräch erzählt, dass er bei einem Einbruch Schmiere gestanden hat", erinnerte sich die Zeugin. Sein Pech sei gewesen, dass bei dem Einbruch ein Mann "von den anderen" erschlagen worden sei, schilderte die Frau das Gespräch. Dabei habe Manni ihr gesagt, dass er immer noch darunter leide, beim Verlassen des Gebäudes über die Leiche gestiegen zu sein. "Er sagte mir, dass er häufig davon träumt."
Die Zeugin sah im Frühjahr vergangenen Jahres die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst", erinnerte sich an das drei Jahre zurückliegende Gespräch mit Manni G. und informierte die Polizei, die in dem aufsehenerregenden Fall zuvor jahrelang im Dunkeln getappt war. Im Dezember wurden daraufhin Manni G. und ein anderer Verdächtiger festgenommen, im Februar dann zwei weitere.
Im Wittlicher Gefängnis soll sich Manni G. dann einem Mitgefangenen gegenüber offenbart haben. "Er sagte mir, dass er jemandem den Schädel eingeschlagen habe, man ihm aber nichts nachweisen könne und er gute Anwälte habe", schilderte der Zeuge gestern vor Gericht. Die beiden kannten sich schon von außerhalb der Gefängnismauern, waren dort auch schon mal verbal aneinandergeraten. Für die beiden Verteidiger Manni G.s ein Anlass, den Zeugen etwas schärfer als gewöhnlich zu befragen, um seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Zwischendurch wurde es selbst dem äußerst einfühlsam verhandelnden Vorsitzenden Richter Albrecht Keimburg einmal zu bunt: "Jetzt fangen Sie an, schmutzige Wäsche zu waschen", rief er einen der Anwälte zur Raison.
Blieb am Ende des Verhandlungstages die Diskrepanz zwischen der Aussage, die Manni gegenüber der Mitpatientin gemacht haben soll ("Schmiere gestanden") und der angeblichen Aussage gegenüber dem Mithäftling ("Schädel eingeschlagen").
Der am Trierer Landgericht unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann sagt eine weitere Hauptbelastungszeugin aus. Terminiert ist bis Ende November.

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