„Zwischen Gummistiefeln und Pumps“: Klöckner präsentiert ihr Buch

Mainz · In Rheinland-Pfalz ist schon Wahlkampf. CDU-Landeschefin Klöckner hat ein Buch verfasst. In der Interviewsammlung geht es um politische Standpunkte, aber auch um den Menschen Julia Klöckner - und dem mangelt es nicht an Selbstbewusstsein, wird deutlich.

(dpa/lrs) - Julia Klöckner (CDU) ist nicht auf den Mund gefallen. In ihrem Buch „Zutrauen!“, das die rheinland-pfälzische Oppositionsführerin knapp fünf Monate vor der Landtagswahl vorstellt, bringt sie den Lesern nicht nur ihre Standpunkte zu Flüchtlingspolitik, Betreuungsgeld oder Sterbehilfe nahe. Die 42-Jährige präsentiert auch den Menschen Julia Klöckner. „Die Welt wartet ja immer auf große Bücher“, sagte sie am Mittwoch bei der Buchvorstellung schmunzelnd. Am Ende entschieden die Leser. Gleich im ersten Kapitel bemerkt sie: „Ich bin eher der geländegängige Typ. Zwischen Gummistiefeln und Pumps, zwischen humorvollem Weinfest und akribischer Schreibtischarbeit, zwischen Tradition und Moderne.“ Und ergänzt: „Politisch schlägt mein Herz in der Mitte.“

Das Buch - kein Fließtext, sondern ein Interview mit den Journalisten Volker Resing und Martin Rupps - ist ein Beitrag im Wahlkampf in Rheinland-Pfalz. Dort wird im März 2016 ein neuer Landtag gewählt. „"Mädchen" können Ministerpräsidentin und Kanzlerin werden“, sagt Klöckner im Buch und spielt auf Merkel an, die unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) Ministerin wurde und von ihm „Mädchen“ genannt wurde. Resing und Rupps stellen Klöckner als „CDU-Hoffnungsträgerin“ vor.

Klöckner präsentiert sich selbstbewusst. „Ich finde, man muss mit Zwanzig keine Revoluzzerin gewesen sein, um mit Vierzig eine gute Politikerin zu werden“, sagt sie. Und plaudert darüber, wie sie „gestrickt“ ist: „Einmal bin ich von einem Nachtflug aus Los Angeles direkt in die Uni zur Prüfung.“

Wer das Buch liest, erfährt, dass Klöckner Traktor fahren kann, Gummibärchen liebt und Kraft findet bei einem Abendessen mit Freundinnen bei gutem Wein, aber auch beim Geruch von Pferden. Apropos Wein: Die Journalisten fragen sie nach ihrer Rolle als Deutsche Weinkönigin. Klöckner bedauert, dass Medien oft nur dies von ihr in der Jugend beleuchten. „Junge Frau mit Krönchen macht sich für journalistische Formate eben dann doch besser.“
Als Kind sei sie eher schüchtern gewesen, bekennt die CDU-Frau. Als Teenager gründete sie dann in ihrer Heimat Guldental bei Bad Kreuznach einen Jugendarbeitskreis und war Spielführerin - nämlich der Damenmannschaft im Tischtennis. Doch entscheidend sei das Mannschaftsgefühl, seien nicht die Soloeinlagen, sagt sie.

Klöckner wurde in einer CDU-nahen Familie groß. Die Linke - damals noch PDS - brachte sie in die Politik, berichtet sie. Es ging ihr um Freiheit, nicht um „Gleichmacherei“. Klöckner beschreibt ihren Weg vom Studium - mit Ziel Gymnasiallehrerin - über den Journalismus und den Bundestag nach Rheinland-Pfalz.

Die CDU-Vize bekräftigt, dass sie die Vollverschleierung von Frauen etwa in Form einer Burka ablehnt, die embryonale Stammzellenforschung sehr kritisch sieht und legale indirekte Sterbehilfe als Möglichkeit eines Sterbens in Würde sieht. Die Flüchtlingspolitik ist ein eigenes Kapitel im Buch. Klöckner hält eine Deckelung des Flüchtlingsstroms für inhuman. Und schnürt schon ein Wahlkampf-Paket, in dem sie einen ausgeglichenen Haushalt fordert und Sicherheit, Verkehr und Bildung als Schwerpunkte nennt

Der Name von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) findet sich im Buch nicht, obwohl es durchaus Gemeinsamkeiten gibt: Beide (Katholikinnen) sind im Glauben verwurzelt, fordern mehr Rechte für Frauen und werben dafür, die Ursachen für Flucht anzugehen.

Die bisherige SPD-Politik kommt bei Klöckner erwartungsgemäß schlecht weg („insolventer Nürburgring, insolventer Flughafen Zweibrücken, insolventes Schlosshotel Bad Bergzabern“). Gegen Angriffe des politischen Gegners hat sie ein Rezept: „Nicht verbissen darauf reagieren, meine Arbeit weiter machen, nicht an jeder Talkshow teilnehmen.“ Bei Letzterem mag es einigen Lesern allerdings schwer fallen, ihr das abzunehmen.

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