Saarburg für deutsch-französische Brigade im Gespräch

Saarburg · Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat sich bei Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) dafür eingesetzt, dass Saarburg als Standort einer deutsch-französischen Brigade in Betracht gezogen wird. Dies teilte die Staatskanzlei in Mainz am Donnerstag in einem Schreiben mit.

(sw) Die Bundesregierung beabsichtige, einen Teil der Angehörigen des Eurocorps in Frankreich zu stationieren. Einheiten der Bundeswehr sollen demnach in die lothringische Festungsstadt Bitsch verlegt werden.

„Im Sinne der deutsch-französischen Partnerschaft ist es gewiss wünschenswert, wenn nicht nur französische Truppen in Deutschland, sondern auch deutsche Truppen in Frankreich dauerhaft stationiert werden. Andererseits werden leider die französischen Streitkräfte in Deutschland massiv reduziert, was auch im letzten französischen Standort in Rheinland-Pfalz, der Stadt Saarburg, zu erheblichen negativen Folgen führt“, so Ministerpräsident Beck in seinem Schreiben an den Bundesverteidigungsminister.

Die dicht an der Grenze zu Luxemburg liegende Stadt würde mit dem für 2010 geplanten Abzug des französischen 16. Jägerbataillons rund 25 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren.

Saarburg biete sich an, weil dort das Kasernengelände mit rund 27 Hektar Fläche und etwa 74 Gebäuden zweifellos geeignet wäre, ein adäquates deutsches Bataillon aufzunehmen. Hinzu kämen umfangreiche Wohnquartiere in Saarburg und Trier. „Ich würde mich freuen, wenn der Standort Saarburg bei den Standortüberlegungen für eine deutsch-französische Brigade mit berücksichtigt werden könnten“, so Ministerpräsident Kurt Beck.

Stadtbürgermeister Jürgen Dixius (CDU) erreichte die Nachricht heute Vormittag völlig überraschend während der "Rathauserstürmung" durch rund 40 Frauen des Saarburger Einzelhandels an Weiberfastnacht. "Für mich kommt dieser Vorschlag überraschend", erklärte er gegenüber dem TV. "Ich bin froh, dass der Ministerpräsident die Initiative ergriffen und den Verteidigungsminister angeschrieben hat mit diesem Vorschlag. Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit hier überhaupt die Chance besteht, eine solche Einheit in Saarburg zu etablieren."

Bürgermeister Leo Lauer reagierte auf TV-Anfrage ähnlich überrascht. "Im Grunde ist das nichts Neues. Wir hatten diesen Vorschlag bereits bei den ersten Gesprächen vor einem Jahr gemacht. Warum das jetzt wieder aufs Tablett kommt, weiß ich nicht." Grundsätzlich habe auch er nichts gegen diese Marschrichtung. Entscheidend sei jedoch der Umfang der Soldaten, die stationiert würden. "Ich kenne keine Zahlen, von daher kann ich das nicht kommentieren", sagte Lauer. Für ihn stelle sich zudem die Frage, ob dies lediglich ein neuer Hoffnungsschimmer sei oder vor dem Hintergrund einer grundlegend neuen Situation angedacht werde.

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