10 000 Besucher bei blubbernden Bulldogs

PALZEM-KREUZWEILER. "Unser Dorf befindet sich im Ausnahmezustand", sagte Winfried Maus, Mitglied der Lanz-Bulldogfreunde Kreuzweiler. Im ganzen Ort war das Tuckern und Zischen der rund 500 Traktoren zu hören, die ihre Besitzer zum sechsten internationalen Oldtimertreffen für historische Ackerschlepper aus ganz Europa nach Kreuzweiler gekarrt hatten.

Die Veranstaltung im Palzemer Ortsteil lockte rund 10 000 Gäste auf eine Ausstellungsfläche mit der Größe von mehr als drei Fußballfeldern. Doch der Besuch des dreitägigen Ackerschleppertreffens in Kreuzweiler sollte keine reine Museumstour sein. Einen Lanz-Bulldog anschauen ist die eine Sache, ihn in Aktion erleben die andere. Dafür sorgten die Bulldogfreunde mit diversen Vorführungen wie Baumstämme schleppen oder beim Betrieb einer alten Dreschmaschine. Dabei hatten Gäste auch die Möglichkeit, selbst mit einem Ackerschlepper zu fahren.Man spürt jeden Kolbenhub

"Es ist echt ein Erlebnis, mit solch einem Monstrum zu fahren. Die Vibrationen der Maschine gehen durch Mark und Bein und man spürt jeden Kolbenhub", berichtete ein Besucher, der gerade von einem Lanz D 6016 aus dem Jahr 1957 herab gestiegen war.Das Interesse bei den Oldtimerfreunden, die sich bei meist strahlendem Sonnenschein an den drei Tagen in Kreuzweiler tummelten, war groß. Wenn es wieder einmal irgendwo zischte oder blubberte, bildeten sich in kurzer Zeit Menschentrauben um die "Donnervögel" der Marken Titan, Lanz, Hanomag oder Ritscher.Groß war auch die Bandbreite der Fahrzeugtypen. Vom "Ritscher Dreirad" aus dem Jahr 1938 bis zum Lanz D 2414 von 1955 war vieles vertreten, was die deutsche Landmaschinen-Industrie in den vergangenen 100 Jahren auf den Markt gebracht hat. Eines der ältesten Fahrzeuge, das es in der rund 280 Seelen zählenden Gemeinde zu sehen gab, war ein TV 2274 des Herstellers Titan. Das Fahrzeug des Baujahres 1916 ist weltweit eines der letzten dieses Typs. Eine Besonderheit des Vehikels ist, dass es sich auf Ganzstahlrädern fortbewegt. Keine Besonderheit ist jedoch, dass Besitzer Josef Jäger seinen "Liebling" den Besuchern auch in Aktion präsentieren konnte.Nahezu alle in Kreuzweiler zu sehenden Gefährte und Maschinen wurden von ihren Besitzern liebevoll restauriert und befinden sich in funktionstüchtigem Zustand."Es ist schon toll, was es hier alles zu sehen gibt. Das bekommt man sonst nirgendwo geboten", sagte ein begeisterter Oldtimerfan und strahlte dabei wie die Sonne am Firmament über dem Palzemer Ortsteil.Doch die Lanz-Bulldogfreunde aus Kreuzweiler boten ihren Gästen weitaus mehr als historische Ackerschlepper und diverse, teilweise recht eigentümliche Gerätschaften aus der Landwirtschaft.Im Rahmenprogramm sorgten die Musikvereine aus Freudenburg, Fremersdorf und dem französischen Metrich-Obernaumen für gute Laune bei den Festgästen. Auch mehrere Tanzgruppen, darunter die Westerntanzgruppe Tawern und die Rock'n Roll-Formation "Anakonda" aus Trier begeisterten mit ihren Darbietungen.Ballonfahrten, die Vorführung alten Handwerks und ein eigens eingerichteter Westernsaloon mit "echter Luxemburger Countrymusik", dargeboten von Pascal Hansen, rundeten die Veranstaltung ab.Brauchtumspflege im besten Sinne

Nicht nur die vielen Besucher, auch Landrat Richard Groß, der die Schirmherrschaft über das sechste internationale Ackerschleppertreffen übernommen hatte, zeigte sich begeistert: "Das Treffen ist Brauchtumspflege im besten Sinne und dazu noch Werbung für die Region", sagte Groß in seinem Grußwort anlässlich der Eröffnung. Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und die Beteiligung aller Ortsvereine sei eine solche Veranstaltung überhaupt nicht machbar. Damit sprach der Schirmherr dem Vorsitzenden der Kreuzweiler Bulldogfreunde, Robert Willkomm, aus der Seele. "Nur dank der Hilfe der gesamten Dorfgemeinschaft war es uns möglich, das Oldtimertreffen zum sechsten Mal seit 1988 auszurichten", betonte Willkomm.Die Veranstaltung der Superlative fordert höchsten Einsatz von Organisatoren und Helfern. Werner Gerardy, ebenfalls Mitglied der Bulldogfreunde und Musiker in der vereinseigenen "Lanz-Bulldog-Band", musste gestehen: "An den drei Tagen ist an Schlaf kaum zu denken, und man braucht fast eine Woche, bis man wieder fit ist. Aber die Arbeit macht auch sehr viel Spaß."

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