25 Jahre alter Schulkomplex in Saarburg wird abgerissen und neu gebaut

Saarburg · Saarburger Gymnasiasten sollen künftig besser experimentieren und Sport treiben können. Dafür empfehlen zwei Kreisausschüsse Neubauten zu errichten. Doch bis die stehen, muss noch einiges passieren.

 Der Naturwissenschaftliche Trakt des Saarburger Gymnasiums soll einem Neubau weichen. TV-Fotos (3): Marion Maier

Der Naturwissenschaftliche Trakt des Saarburger Gymnasiums soll einem Neubau weichen. TV-Fotos (3): Marion Maier

Foto: (h_sab )

Ein Bild der Gegensätze: Im 130 Jahre alten, denkmalgeschützten Altbau des Saarburger Gymnasiums sind der Bau- und der Schulträgerausschuss des Kreises Trier-Saarburg zusammengekommen, um über den Abriss des gerade mal 25 Jahre alten, aber maroden naturwissenschaftlichen Trakts (Nawi-Trakt) der Schule zu beraten. Trotz der Skepsis einiger Ausschussmitglieder stimmen die Gremien nach kurzer Diskussion und Begehung einstimmig für den Neubau eines größeren Gebäudes.

Die Schäden Innen- und Außenwände des Nawi-Trakts sind laut Kreisverwaltung im gesamten 1992 fertiggestellten Bau mit Rissen durchsetzt. 60 Prozent des Bodens im Untergeschoss sind demnach durchnässt, was dazu führt, dass die Haustechnik korrodiert. Die verglaste Metallkonstruktion im Treppenhaus und im Verbindungsgang weise Schäden an Konstruktion und Verglasung auf, so dass Regenwasser eindringe. Die Inneneinrichtung wie Energiesäulen mit Labortischen und Schränken sei abgängig, heißt es in den Unterlagen zur Ausschusssitzung weiter.

Die Begehung Auch wenn dies alles ziemlich besorgniserregend klingt, wird das Gebäude weiterhin genutzt. Jürgen Staadt, Abteilungsleiter Gebäudemanagement, versichert in der Ausschusssitzung: "Es gibt keine Probleme mit der Standfestigkeit." Wie die Begehung zeigt, springen die Schäden dem Besucher nicht sofort ins Auge. So werden einige dicke Risse von Tischen verdeckt. Im Physikraum im Untergeschoss ist vom durchfeuchteten Boden nichts zu erkennen. Die ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Wände dort werden regelmäßig gestrichen.

Die Diskussion seit 2012 Über den Nawi-Trakt wird bereits seit mindestens fünf Jahren diskutiert. 2012 hatte der Kreisausschuss die Sanierung des Gebäudes beschlossen. 2013 lag eine detaillierte Kostenberechnung vor. Ergebnis: rund 4,6 Millionen Euro. 2015 stellten Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion sowie Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord gemeinsam fest, dass die Sanierungskosten sich im Rahmen eines Neubaus bewegten und eine Sanierung daher unwirtschaftlich sei. Nach einer Begehung kamen sie zu dem Schluss, dass eine dauerhafte Sanierung gar nicht möglich sei. Die Behörden empfehlen den Neubau inklusive Erweiterung und Umstrukturierung. Es soll Platz für neun weitere Klassen und ein Lehrerzimmer geschaffen werden. Das vergrößerte Gebäude soll sich über das Kleinspielfeld neben dem Nawi-Trakt erstrecken. Die Fakten dahinter: Die Schule wächst stetig, rund 1100 Schüler besuchen sie derzeit. Acht Klassen sind in Containern untergebracht. Die etwa 90 Lehrer quetschen sich in einen Raum im Keller zusammen.

Die Fragen nach dem Warum Zwei Ausschussmitglieder haken in Saarburg nach. Eine Frage lautet: "Woran liegt es, dass ein Gebäude nach 25 Jahren schrottreif ist? Ist das ein Baumangel oder ein Architektenfehler?" Joachim Graf vom Gebäudemanagement des Kreises antwortet, dass die bis zu 80 Quadratmeter großen Klassenräume zu großen Spannweiten und einem zwangsläufigen Durchbiegen führen würden. Die Rissbildung sei nicht nachhaltig zu sanieren. Zum feuchten Boden kommt der Hinweis, dass ein Drainageboden eingebaut worden sei, aber vom Hang jede Menge Wasser nachfließe und durch die Fugen dränge. Feuchtigkeit im Keller sei immer sehr aufwendig zu sanieren.
Landrat Günther Schartz beschreibt den Bau als eine interessante Konstruktion, verweist aber darauf, dass die gebäudlichen Anforderungen heute andere seien. Er sagt: "Das Gebäude wurde damals so bestellt. Von uns saß da niemand am Tisch." Er erinnert daran, dass auch viele Schulgebäude aus den 60er Jahren aufwendig saniert werden müssten. Auf TV-Nachfrage bei der Verwaltung heißt es zum Saarburger Gymnasium: "Die Schäden am Gebäude traten erst in den vergangenen Jahren auf. Es kann niemand haftbar gemacht werden."

Die neue Turnhalle Aufgrund der gestiegenen Schülerzahl braucht das Saarburger Gymnasium, das laut Landrat als einzige Schule im Land über ein Schwimmbad verfügt, auch eine neue Sporthalle. Schartz erinnert sich: "Als ich hier zur Schule ging, lag die Schülerzahl bei 600, und die Turnhalle war so groß wie heute." Geplant ist, eine Zweifeld-Sporthalle auf dem Gelände der alten Feuerwache zu bauen.

Wie es weitergeht Nach dem Schulträger- und dem Bauausschuss müssen Kreisausschuss und Kreistag über die Neubauten entscheiden. Staadt von der Kreisverwaltung schätzt, dass es acht bis zehn Jahre bis zur Umsetzung der Pläne dauern könne. Für beide Projekte sollen Architektenwettbewerbe ausgeschrieben werden. Vor dem eigentlichen Bauen müsse Baurecht geschaffen, geplant, die Arbeiten ausgeschrieben, der Nawi-Trakt abgerissen und die Container auf den Hof der alten Feuerwache verlagert werden. Es wird erwogen, während der Bauzeit auch Räume in der einstigen Wache zu nutzen. Erst wenn der neue Nawi-Trakt fertig ist, soll die Halle gebaut werden. Schulleiter Raimund Leibold ist am Ende der Ausschusssitzung froh. Er sagt: "Ich bin erleichtert, dass die Entscheidung so einhellig gefallen ist und die Schule sich weiterentwickeln kann."KommentarMeinung

 Die Metallkonstruktion im Treppenhaus korrodiert (Foto oben). Ein dicker Riss zeigt sich hinter den Tischen im Chemiesaal (unten).

Die Metallkonstruktion im Treppenhaus korrodiert (Foto oben). Ein dicker Riss zeigt sich hinter den Tischen im Chemiesaal (unten).

Foto: (h_sab )
25 Jahre alter Schulkomplex in Saarburg wird abgerissen und neu gebaut
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So bitte nicht mehrSo richtig erklären konnte die Kreisverwaltung die immensen Schäden am Saarburger Nawi-Trakt bislang nicht. Kein Privatmensch wollte alle 25 Jahre neu bauen - und das dann noch auf eigene Kosten. Ist wirklich niemand zur Rechenschaft zu ziehen? Hat man damals das Ausmaß der Feuchte im Erdreich nicht überblickt oder nicht überblicken können? Ist die Technik heute weiter? Waren die Probleme der Konstruktion großer Räume in diesem Fall nicht bekannt oder wurden für die Optik in Kauf genommen? Diese Fragen blieben unbeantwortet. Klar ist jedoch: So was darf sich nicht wiederholen. Hoffentlich behält der Landrat Recht mit seiner Prognose, dass ein Architekturwettbewerb automatisch mehr Qualität bringt. Zudem sind sowohl die Fachleute in der Verwaltung wie die Lokalpolitiker aufgerufen, beim Neubau in puncto Nachhaltigkeit nachzubohren. m.maier@volksfreund.de

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