Alte Kontrahenten

TRIER. Am 5. Juni wird der neue Landrat gewählt - oder die neue Landrätin. In den Gremien geht es noch ruhig zu, aber hinter den Kulissen spielen sich harte Auseinandersetzungen ab. Die Hauptdarsteller standen schon einmal gegeneinander im Ring: Landrat Richard Groß (CDU) und Werner Nägler (SPD), der die Urwahl 2001 gegen Groß verloren hat.

Landrat Groß, von Karikaturist Fritz-Peter Linden oben Mitte dargestellt, geht Ende 2005 mit 65 Jahren in den Ruhestand - vier Jahre vor Ablauf seiner Amtsperiode. Die SPD hat bereits in der Haushaltsdebatte im Kreistag Ende Dezember deutlich gezeigt, was sie davon hält. Fraktions-Chef Alfons Maximini stellte einen "Betrug am Wähler" in den Raum, weil Groß schon vor der Urwahl 2001 klar gewesen sei, dass er nicht die vollen acht Jahre im Amt bleibt (der Trierische Volksfreund berichtete).Attacke während der Kreistagssitzung

Groß verlor daraufhin ein wenig die Fassung, dabei war Maximinis Attacke lediglich das Vorspiel. Den Hauptangriff führt Werner Nägler, sein Konterfei karikierte Fritz-Peter Linden unten rechts. Der Sozialdemokrat Nägler, heute Leiter der zentralen Besoldungs- und Versorgungsstelle der Oberfinanzdirektion Koblenz, verlor 2001 die Landratswahl, für ihn stimmten 37,55 Prozent. "Die Wähler wurden 2001 möglicherweise getäuscht", sagt Nägler dem TV . "Schon 2001 wurde offen gehandelt, dass der Landrat nicht die volle Wahlperiode bleiben würde." Nägler geht noch weiter: Der Wähler wurde nicht nur "möglicherweise getäuscht", sondern er muss auch noch zahlen. "Die vorzeitige Landratswahl kostet den Steuerzahler fast einen sechsstelligen Betrag. Diese Kosten hätte es nicht gegeben, wenn man die Wahl des Landrats mit einer anderen Wahl zusammengelegt hätte." Zum Beispiel mit der Landtagswahl 2006. Landrat Groß reagiert gelassen. "Mit soviel Anhänglichkeit der SPD hätte ich nicht gerechnet", sagt er. "Von Betrug kann keine Rede sein, das ist absoluter Unsinn. Ich habe 2001 nicht ausgeschlossen, dass ich meine Amtszeit bis zum Alter von 68 Jahren ausschöpfe, sofern nichts dazwischen kommt." Doch genau das sei geschehen. "Es sind persönliche Gründe dazwischen gekommen, die ich jedoch nicht nennen und schon gar nicht öffentlich erörtern muss." Groß muss diese Gründe tatsächlich nicht nennen, das sagt das Landesbeamtengesetz. Die Altersgrenze für von der Bevölkerung direkt gewählte Beamte liegt bei 68 Jahren. Paragraph 183 besagt, dass diese Beamten nach Vollendung des 65. Lebensjahres auf Antrag jederzeit in den Ruhestand zu versetzen sind. Sie müssen keine Gründe nennen.Differenz von 30 000 Euro

"Es gab keinen Druck innerhalb der CDU, der mich dazu veranlasst hätte, früher als gewollt zurückzutreten", betont Groß. "Und wenn es diesen Druck gegeben hätte, dann hätte er genau das Gegenteil erreicht." Wäre die Landratswahl 2006 günstiger gewesen als 2005? "Eine Durchführung 2005 kostet etwa 30 000 Euro mehr als 2006", sagt Kreisverwaltungsdirektor Martin Böckel. Die Differenz liegt im Aufwand für die Wahlvorstände und in der Erstattung der Kosten, die den Verbandsgemeinden entstehen. Böckel betont: "Ich habe keine Ahnung, wie Herr Nägler auf einen fast sechsstelligen Betrag kommt." Die Gesamtkosten für die Landratswahl 2005 liegen laut Böckel bei 70 000 Euro. Hätte man diese Wahl mit der Landtagswahl 2006 gekoppelt, wären es 40 000 Euro gewesen. Groß betont, er könne Näglers Vorwürfe nicht nachvollziehen. Späten Groll wegen der Niederlage schließt der Landrat aus. "Nägler hat doch davon profitiert, dass er 2001 Kandidat war. Wir dachten, er würde noch höher aufsteigen."

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