Tiere Bienen-Rettungsaktion mit Kinderschaufeln

SAARBURG · Der Imker Stefan Emmerich hat auf einem Saarburger Spielplatz zusammen mit Helfern rund 120 Larven einer geschützten Insektenart vorsichtig aus einem Sandkasten ausgegraben, um sie umzusiedeln. Erst im Sommer zeigt sich, ob die aufwendige Aktion erfolgreich war.

 Ganz vorsichtig, mit Kinderschippchen, arbeiten sich Stefan Emmerich, Oliver Hahn, Nina Klützke und Günther Emmerich (von links) im Sand vor, um die Larven in ihren Seidensäckchen zu finden.

Ganz vorsichtig, mit Kinderschippchen, arbeiten sich Stefan Emmerich, Oliver Hahn, Nina Klützke und Günther Emmerich (von links) im Sand vor, um die Larven in ihren Seidensäckchen zu finden.

Foto: Herbert Thormeyer

Es ist wie im richtigen Leben: Nicht die großen Tiere sind die wichtigsten. Die Efeu-Seidenbiene ist eine in Deutschland nicht allzu häufig vorkommende Art, die erst 1993 von Prof. Paul Westrich aus Tübingen entdeckt wurde. Wie alle Wildbienen steht sie unter Schutz. In Saarburg hat sie sich ausgerechnet im Sand der beiden Kinderspielplätze in der Soulac-Straße und am City-Parkplatz eingenistet, Orte, die für die Insekten gefährlicher sind als für Kinder.

Eltern hatten die Bienen entdeckt und der Verwaltung gemeldet. Die Spielplätze waren im Herbst daraufhin gesperrt worden (der TV berichtete). Der Imker Stefan Emmerich aus Kastel-Staadt hat sich nun mit einer Handvoll befreundeter Helfer daran gemacht, die Tiere umzusiedeln. Zuvor hat er einen Lehrgang für die Umsiedlung einheimischer Hautflügler absolviert. Er hat sich auch von Westrich beraten lassen. Der Entdecker der Art hat auch schon einmal Larven umgesiedelt. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord hat die Umsiedlung zudem genehmigt.

Doch weitere Vorarbeiten waren nötig. In den vergangenen Wochen hat der Kastel-Staadter Imker, der als Krankenpfleger arbeitet, mehrfach auf dem Spielplatz dokumentiert, an welchen Stellen die Efeu-Seidenbienen ihre Nisthöhlen angelegt hatten. So konnten sich die Bienenumsiedler nun auf ein eingegrenztes Terrain beschränken. Mit Spaten, kleinen Schaufeln und Sieben hat sich die Gruppe vorsichtig Millimeter für Millimeter auf dem Spielplatz in der Soulac-Straße in den Sandboden hineingearbeitet. Sie suchte nach nur wenigen Millimeter großen, sogenannten Seidensäckchen, in denen die Larven überwintern und sich im nächsten Jahr zur Biene entwickeln können. „Nicht anfassen“, rief der Imker seinen Helfern zu, wenn sie etwas Verdächtiges auf ihren Kinderschippchen gefunden haben. Es dauerte nicht lange, bis die erste Larve freigelegt war.

Allerdings zeigte sich im Laufe der Grabungen auch, wie fragil  die Seidensäckchen sind. Sie wurden laut Emmerich teils bei der kleinsten Berührung beschädigt. Allerdings, so räumt der Imker ein, waren etliche Säckchen schon im Vorfeld beschädigt. Emmerich vermutet, dass dies das Werk von Ohrwürmern war, die die Bienenumsiedler in der Nähe der Seidensäckchen gefunden hatten.

Das mühsame Buddeln war schließlich erfolgreich. Rund 120 intakte Larvensäckchen hat die Gruppe im Erdreich  gefunden. Mit dem Sand wurden sie abtransportiert. Für ihre neue Heimat war auch das Futter maßgeblich.  Die Efeu-Seidenbiene braucht Efeupollen als Larvennahrung. 5000 Blüten dieser Pflanze können die Wildbienen täglich bestäuben. Von der Kletterpflanze gibt es auch in Kastel-Staadt genug. Dort hat Emmerich die neue Heimstatt bereitet. Mehrere Tonnen Sand hat er dazu aufgeschüttet. Die Larven wurden dort in etwa 15 Zentimeter Tiefe wieder eingegraben – so wie es auch Bienenexperte Westrich getan hat.

Ob die Aktion erfolgreich war, wird sich erst im nächsten August oder September herausstellen, wenn die Larven sich zu erwachsenen Bienen entwickelt haben und schlüpfen. Geht alles gut, graben die Insekten dann im Herbst nächsten Jahres ihre Gänge am selben Ort und legen ihre Eier hinein. Stefan Emmerich erklärt: „Diese Insekten sind für uns Menschen und auch Kinder fast ungefährlich, weil sie viel friedfertiger sind und auch einen viel kleineren Stachel haben als Hornissen, Wespen oder Hummeln.“

Ernst-Christian Walter vom Naturschutzbund Region Trier, der bei der Aktion vor Ort dabei war, begrüßt das Engagement. Er sagte: „Das dient diesen seltenen Tieren.“ In Kastel-Staadt gebe es an der Klause viel Efeu und damit Nahrung.

Demnächst will Stefan Emmerich auch auf dem Spielplatz am City-Parkplatz nach den Bienenlarven suchen. Allerdings rechnet er dort mit einem sehr viel kleineren Vorkommen, denn es wurden nur wenige Bienen dort beobachtet. Für die Kinder soll auf den Spielplätzen zur nächsten Spielsaison der Sand ausgetauscht werden.

Mehr zu den besagten Efeu-Seidenbienen erklärt der Forscher Prof. Paul Westrich im Internet unter
www.wildbienen.info

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