Buddeln in der Burgruine

FREUDENBURG. Die Geschichte der Burgruine im Herzen der Gemeinde ist bisher weitgehend unerforscht. Der Heimat- und Kulturverein will Licht in das Dunkel eines Brunnens der Burg bringen.

Von der mächtigen Burgruine in der Altstadt ist recht wenig bekannt. Erbaut wurde das Kastell im 14. Jahrhundert von Johann von Böhmen, dem Grafen von Luxemburg. Im 15. Jahrhundert kaufte die Abtei St. Maximin das mittlerweile verfallene Bauwerk und ließ es wieder herrichten. Während einer Fehde mit der Abtei ließ Kurfürst Phillip Christoph von Sötern die Burg 1646 besetzen und zerstören. Mit dem ehemaligen geistlichen Grundbesitz bekamen die Vereinigten Hospitien im Zuge der Säkularisation auch die Ruine zugewiesen, die sie 1861 der Gemeinde verkauften. Die Geschichte des historischen Gemäuers beschäftigt auch den Heimat- und Kulturverein. Mit der Ausgrabung des Brunnens wollen die Vereinsmitglieder Licht in das Dunkel der Burg bringen. "Wir dachten zunächst, dass es sich hierbei um eine Zisterne handelt", sagt Paul Lahr, der zusammen mit zahlreichen anderen Vereinsmitgliedern im August 2003 mit den Ausgrabungsarbeiten begann. Zunächst förderte man nur Scherben, Schutt und Unrat zu Tage. "Offensichtlich hatten die Leute den Schacht als Müllbehälter genutzt und alles Mögliche hineingeworfen", mutmaßt Paul Lahr. Bis in eine Tiefe von sechs Metern hatten sich die Hobby-Archäologen im Brunnen vorgearbeitet, als das Landesamt für Denkmalpflege der Arbeit zunächst ein Ende setzte. Nachdem der Heimat- und Kulturverein einige Auflagen erfüllt hatte, gingen die Arbeiten im vergangenen August wieder los. So muss jetzt ein Grabungsbuch geführt werden, in dem alle Arbeiten aufgelistet werden. Zudem muss der gesamte Schutt aus dem Brunnen gesiebt, und Fundstücke müssen registriert werden. Wertvolle Funde sind noch nicht zu verzeichnen. Mittlerweile ist das Arbeiten in der knapp 140 Zentimeter engen Röhre mühsam geworden. Während Paul Lahr zunächst über eine Strickleiter nach unten kletterte, benutzt er mittlerweile eine stabile Metallleiter, die auf einem von den Hobby-Archäologen gebauten Zwischenpodest endet. Von dort geht es auf einer weiteren Leiter bis zum Boden in 10,30 Metern Tiefe. Eine Arbeitsleuchte wirft schwaches Licht in das dunkle Loch. "Am Boden des Schachts kann immer nur einer stehen und die Eimer füllen, die von Helfern über eine Rolle an einem Seil herabgelassen werden", erläutert Paul Lahr die Arbeit. 1255 Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder inzwischen in die Grabungsarbeiten investiert. Zum Schutz gegen eindringenden Regen haben die Männer ein Dach über den Brunnen gebaut und den Schacht mit einem Metallgitter abgedeckt. Inzwischen ist auch klar, dass sich dort keine Zisterne befindet, sondern ein möglicherweise mehr als 50 Meter tiefer Brunnen. Denn in dieser Tiefe fließt eine Quelle, der so genannte "Goldborn". Derzeit haben die Freudenburger "Brunnengräber" ihre Arbeiten zwar eingestellt. Aber im Frühjahr soll es weitergehen. Dann müssen allerdings zunächst Sicherungsarbeiten vorgenommen werden. "Bei dieser Tiefe hört der Spaß auf", sagt Paul Lahr, "wir müssen erst Zwischenpodeste einbauen und den Brunnenschacht absichern." Vielleicht werden die Freudenburger Hobbyforscher bei ihren Ausgrabungen doch noch fündig und können so Licht in das Dunkel des Burgbrunnens bringen. Zumindest wird der historische Ort mit dem Brunnen um eine Attraktion reicher.

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