Bürger schaffen sich eine gute Stube

Saarburg-Kahren · Etwa 1000 Arbeitsstunden haben die Bürger Kahrens in den Ausbau ihres Gemeindehauses investiert. Die Eigeninitiative ist Bedingung für Fördermittel des Landes. Am Sonntag, 26. August, wird das Gebäude eingeweiht.

 Stolz blickt Erwin Hunsicker auf das neu erstrahlende ehemalige Schulhaus.

Stolz blickt Erwin Hunsicker auf das neu erstrahlende ehemalige Schulhaus.

Foto: Frank Auffenberg
 Beim Putzabschlagen kamen zugemauerte Fensterbögen (rechts) zum Vorschein.

Beim Putzabschlagen kamen zugemauerte Fensterbögen (rechts) zum Vorschein.

Foto: Frank Auffenberg

Zufrieden schauen sich Erwin Hunsicker und Michael Petri die Früchte ihrer Arbeit an. Gemeinsam mit etwa 30 Dorfbewohnern haben sie das marode Schulhaus renoviert und in ein wahres Schmuckstück verwandelt. Der zierliche Bau am Talweg soll demnächst als Gemeindehaus genutzt werden (der TV berichtete). "Es war wirklich viel Arbeit. Sie hat sich ganz offensichtlich gelohnt", sagt Hunsicker stolz. Gedankenverloren streift er letzte Staubreste von der nagelneuen Küchentheke. "Wir sind fast fertig. Es fehlen nur noch Kleinigkeiten wie neue Gardinen. Bis zur Einweihungsfeier am 26. August werden wir es aber schaffen."
Das Land gab einen Zuschuss von 60 Prozent (83.000 Euro) der Gesamtkosten. "Das Sanierungsprojekt kostet rund 140.000 Euro. Der endgültige Preis steht noch nicht ganz fest", erklärt Ortsvorsteher Reinhardt Paulus. "Für den Zuschuss mussten die späteren Nutzer 22 Prozent der Kosten in Eigenleistung erbringen, den Rest trägt die Gemeinde." Da Materialkosten kaum als Eigenleistung finanzierbar seien, habe man Lohnkosten durch kräftiges Anpacken eingespart.
Abstimmung mit Denkmalschutz
Es gab viel zu tun: Elektroarbeiten, einen Teil der Fliesenverlegung, die behindertengerechte Toilettenanlage, Kücheneinbau und Innenanstrich übernahmen die Helfer.
Nicht schlecht gestaunt hätten die Helfer beim Abschlagen des Innenputzes, erinnert sich Hunsicker. "Plötzlich tauchten die Strukturen von vermauerten Bogenfenstern auf. Sie waren bisher unbekannt. Wir haben sie nicht wieder versteckt, sondern als sichtbare Elemente im Raum erhalten."
Bis 1965 paukten in dem 1850 errichteten Schulhaus Kahrener Kinder. Seitdem lag es im Dornröschenschlaf. Dazu Hunsicker: "Die Feuerwehr nutzte es noch für Veranstaltungen, zuletzt war es aber kaum noch zu gebrauchen. Unter anderem war das Dach undicht - es regnete rein."
In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz hat der Trierer Architekt Gerd Kintzinger die Modernisierung geplant, denn das Gebäude hat einen hohen historischen Wert. Als einer der wenigen erhaltenen preußischen Musterbauten für einklassige Schulen durfte der Stil des Hauses nicht verändert werden.
So wurde auf den Einbau einer Zentralheizung verzichtet. Ein gemütlicher, entsprechend großer Kaminofen wird demnächst für wohlige Holzwärme sorgen. "Jetzt brauchen wir auch nicht mehr - wie bei der alten Ölheizung - zwei Tage vor einer Veranstaltung mit dem Heizen beginnen", stellt Hunsicker fest.
Die Mühen hätten sich für den ganzen Ort gelohnt. 190 Menschen leben derzeit in Kahren; jeder sechste hat also am Bau seines Gemeindehauses mitangepackt. Auf 65 Quadratmetern steht nun der Gemeinde wieder ein Veranstaltungsraum zur Verfügung. Auch Vereine und Privatpersonen können ihn samt Vorplatz mieten.

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