Chante avec moi! Sing mit mir!

SAARBURG. Vor mittlerweile 42 Jahren wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag besiegelt. Dessen Ideale - Aussöhnung und Annäherung - setzt die St. Marien-Grundschule tagtäglich um: Mit der benachbarten "Ecole primaire" besteht eine enge Kooperation.

Oberst Barrera blickt auf die Sieben- bis Zehnjährigen vor ihm. Ob sie denn auf ihre Schulen stolz seien, fragt er die Kinder. Erst schallt es ihm mehrstimmig "Oui" entgegen, dann "Ja". Immerhin haben die Schüler zuvor trotz eisiger Kälte "ihr" Lied vorgetragen: Die Zeile "Wir sind zwar verschieden, sprechen andere Sprachen" beantwortet die Gegenseite mit "Si nous chantons, nous nous comprenons" (Wenn wir singen, verstehen wir uns). Die 300 Kinder reichen sich die Hand.Deutliches Symbol

Es gibt kein deutlicheres Symbol für den am 22. Januar 1963 unterzeichneten deutsch-französischen Freundschaftsvertrag als dieses fröhliche Händeschütteln. Bürgermeister Jürgen Dixius erinnert an "eure Opas, die sich noch erinnern können, dass Deutsche und Franzosen nicht immer Freunde waren". Barrera, Offizier in der französischen Garnison in Saarburg: "Eure Generation ist für die europäische Einigung sehr wichtig." Ihren Beitrag dazu leisten die Saarburger Schüler schon seit über sechs Jahren. Man habe ideale Voraussetzungen, so Marien-Schulleiter Walter Bach. Fürwahr: Wer hat schon eine französische Schule als direkten Nachbarn? Aber: "Man muss diese Chance auch nutzen." Frühere Kontakte seien nie konsequent weitergeführt worden. Zur Kooperation gehören Feste sowie gemeinsame Klassensitzungen. Die Viertklässler fuhren im vergangenen Jahr zur Jugendherberge. Der Austausch beschränkt sich nicht nur auf den Französischunterricht, der bereits im ersten Schuljahr einsetzt. Auch im musischen Bereich wird er realisiert. Selbst die Pausenhöfe sind durch "Freundschaftsweg" und "Friedenstörchen" miteinander verbunden. Mitunter erfolgt die Kommunikation über Gesten und Einsatz der Hände. Viertklässler Johannes Phillips: "Die Aussprache ist anders als die Schrift." Die neunjährige Charline von der Nachbarsschule muss erst überlegen, ehe sie ihr Alter in Deutsch nennen kann, dann aber listet sie auf, welche Wörter sie beherrscht. "Man darf nicht davon ausgehen, dass die Kinder bereits fließend sprechen. Aber sie können etwas über sich selbst erzählen oder Fragen zu ihrem Alter, Name und Wohnort beantworten", erklärt Bach. Viel wichtiger sei das "interkulturelle Lernen": "Die Kinder sollen die Scheu vor der fremden Sprache und Kultur verlieren." "C'est comme le mariage", sagt der französische Schuldirektor Dominique Pischoff mit einer Grimasse auf den Lippen. Richtige Schwierigkeiten im gemeinsamen Umgang gebe es nicht. Der berufsbedingt häufige Wegzug der französischen Eltern sei ein Nachteil, erzählt Bach. Und einige deutsche Väter habe man beruhigen müssen: Sie befürchteten, durch den verstärkten Französischunterricht würden Fächer wie Mathematik in Mitleidenschaft gezogen. Mehr Infos unter www.grundschule-st-marien.de

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